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Aus dem Archiv: Himmelfahrt 1924
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Thüringen · Mittwoch 08 Mai 2024
Tags: HimmelfahrtVatertag
"Der Volksglaube, daß zum Himmelfahrtsfest wenn nicht Gewitter so doch Regen gehört, hat sich auch heuer wieder bewahrheitet, und diejenigen unter den Tagesausflüglern, die diesen Volksglauben bisher etwa sollten verleugnet haben, werden wohl nun bekehrt sein. Der Tag ließ sich zwar gar nicht übel an. Bedeckter Himmel bei Morgenluft und 16 Grad Wärme ist zum Wandern recht einladend. Und so zogen denn auch Tausende jedweden Alters und Standes bereits im Morgengrauen Hinaus in die Ferne, und ebenso viele benutzten die Bahn, ganz zu schweigen von den unzähligen Radlern, die mit ihren „großen Brüdern“, den Autos, um die Wette flitzten.

Dazwischen die immer mehr überhand nehmenden Motorräder, die mit ihrem Geknatter einen Höllenlärm machen - von dem Gestanke ganz zu schweigen. Es ist nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß es allenthalben von Ausflüglern wimmelte, ganz besonders an den Hauptausflugspunkten und -straßen des schönen Altenburger Landes. Des gleich starken Zulaufs erfreute sich aber auch unsere schöne Umgebung. Überall fidelte es und der Wald hallte wider von frohen Liedern. Alles war in aufgeräumtester Himmelfahrtsstimmung, und das Ankündigungskommando von Sankt Peter, als er am Vormittag einige Schauer vom halb durchbrochenen Himmel sandte, störte niemand. Froh und zufrieden kehrten die Halbtagsausflügler um die Mittagsstunde wieder heim.

Doch mit des Geschickes Mächten . . . und Sankt Peter sieht auf Einhaltung alter Bräuche. Die nach den südlichen Gefilden Ausgeflogenen hörten den alten Herrn schon bald in den ersten Nachmittagsstunden murren, in der Ferne schoß er seine feurigen Pfeil hernieder. Ein Unwetter war im Anzuge, dass sich der Luftströmung entgegenbewegte und alsbald alles Land in seinen Bann zog. Aber die Scharen der Tagesausflügler konnten sich vorher meist ins Trockene retten. Es war ein solides Himmelfahrtsgewitter, das im Stadtbezirk Jena auch von Schloßen (Hagel) begleitet war.

In der Tat: es ist doch eine merkwürdige Sache um den Himmelfahrtswetter-Aberglauben des Volkes."

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Quelle: Jenaer Volksblatt 30.05.1924 - Bild: Lobdeburg bei Jena-Lobeda im Jahre 2022 © Thomas Schuster Heiligenstadt



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