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Die Maria-Hilf-Kapelle
Wie die Kapelle ihren Namen erhielt:

„Man schrieb das Jahr 1405. Der Sommer brachte viele Gewitter, doch einmal wurde es besonders schlimm. Dreizehn Tage hintereinander tobten furchtbare Unwetter mit Regengüssen und Hagelschlag, dass die Heiligenstädter meinten, die Sintflut würde sich wiederholen. Blitze schlugen an mehreren Stellen der Stadt ein und zündeten, so dass Brände entstanden; der Hagel zerschlug die Früchte der Felder, von der erwarteten Ernte blieb nicht viel übrig.

In dieser Not versammelte sich die Bürgerschaft bei der Kapelle, betete zur Mutter Maria und flehte sie um ihre Fürbitte bei Gott an. Dazu legte man das Gelübde ab, jährlich den Armen der Stadt eine Spende zu geben. Diese sogenannte Hagelspende bestand darin, dass jedes Haus, welches eine Braugerechtigkeit besaß, einen Laib Brot und zwei Käse und jedes andere Haus die Hälfte davon gab. Diese Spende wurde in jedem Jahr am Dienstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag eingesammelt und am Tag darauf an die Bedürftigen ausgeteilt. Zum Dank mussten diese an diesen Tagen besonders bei der Maria-Hilf-Kapelle beten.

Diese Zuflucht war in der Geschichte der Stadt nicht einmalig. Auch im Jahre 1720 wandten sich die Heiligenstädter an die Gottesmutter und beteten in besonderer Weise bei der Kapelle. Wiederum war anhaltendes Regenwetter, das von außerordentlich starken Gewittern begleitet wurde, die Ursache. Die katastrophale Witterung ließ wieder einmal die Befürchtung aufkommen, die Ernte könne restlos vernichtet werden. Diese Aussicht war umso schlimmer, als bereits das Jahr zuvor eine Missernte gebracht hatte. So kam man immer wieder zur Gottesmutter, um in den Nöten der Zeit Hilfe von ihr zu erbitten.“
© Thomas Schuster Heiligenstadt
Am Marktplatz befindet sich neben der Ägidienkirche die Maria - Hilf - Kapelle, die in den Jahren 1860/1861 neu erbaut wurde. Der Vorgängerbau stammte vermutlich aus der Bauzeit der Ägidienkirche. In der sogenannten Brotkapelle wurde jeden Mittwoch Brot an die Armen verteilt. Johann Wolf berichtete, dass diese Kapelle bereits im Jahre 1405 bestand und von jeher als Versammlungsort der Hilfe Flehenden bei elementaren Nöten gedient habe.

1863 versah man die Kapelle mit einem Turm aus Stein. Pfarrer Zehrt ließ diesen Turm um 1875 abreißen und durch Holztürme ersetzen, die 2000 von Josef Klinge vom Bauamt des Bistums Erfurt unter dem alten Turm gefunden wurde. Von dem alten Bestand der Kapelle ist heute nichts mehr zu erkennen. Über dem Eingang befindet sich die Inschrift:

IN MEMORIAM ...  A. D. MDCCCLIV (1865)

Das Innere der Kapelle ist sehr schlicht, den Mittelpunkt bildet die Gottesmutter Maria mit dem Christuskind auf dem Arm. An der Kapelle befand sich ein Chronogramm aus dem Jahre 1744:

VNSERE  BESTE  HÜLFE  MARIA  WOHNET  HIER ZV  DIR  O  JVNGFRAV,  HÜLF  VNS  ALLEN,  SEVFZEN  WIR.

Quelle: Rudolf Linge „Der Hahn auf dem Kirchturm“ St. Benno Verlag Leipzig 1978 - Bild: Maria-Hilf-Kapelle © Thomas Schuster
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