Das "Schwarze Kreuz" und der Schwedenfriedhof
Über die Entstehung des Schwedenfriedhofes weiß die Sage zu berichten:
„Eines Tages ritt eine schwedische Kompanie von Heiligenstadt aus die alte Chaussee hinauf. Wahrscheinlich lag sie in der Stadt in Quartier und war zu einem Beutezug ins Südeichsfeld ausgeritten. Auf der Höhe des Ibergs angekommen, hielt die Truppe an, um den Pferden eine Verschnaufpause zu gönnen. Die Tiere waren nicht in bester Verfassung, da das Futter knapp war. In der Stadt war nicht mehr viel zu holen; zu viele Einquartierungen, Truppendurchzüge, Kontributionen und Plündereien musste sie während dieses schrecklichen Krieges schon über sich ergehen lassen. Daher waren den Reitern solche Streifzüge sehr willkommen.
Die Kompanie war sorglos, denn kaiserliche Soldaten waren nicht gemeldet, und man hatte auch lange keine in der Gegend gesehen. Einige Wochen zuvor hatte es, wie die Soldaten meinten, einen großen Spaß gegeben: Graf Löwenstein, der schwedische Befehlshaber, hatte fünfundzwanzig namhafte Persönlichkeiten des Eichsfeldes, darunter den Abt vom Kloster Reifenstein, den Propst von Anrode, den Bürgermeister und den Doktor aus der Stadt, den Mühlvogt und sechzehn Jesuiten, in Haft genommen und auf Dungwagen nach Erfurt bringen lassen. Die Gefangenen wurden unterwegs mißhandelt und in Erfurt gar gesteinigt.
Diese üble Tat kam den Kaiserlichen zu Ohren. Die Pappenheimer Reiter, ein kaiserliches Kürassier Regiment, wurden aufs Eichsfeld geschickt. Genau zu der Zeit, als die schwedische Kompanie unterwegs war, näherte sich eine Vorhut der Pappenheimer von Süden her Heiligenstadt. Ihre Späher hatten die Schweden gesehen, und man wollte diese in einen Hinterhalt locken. Als man jedoch die Rast bemerkte, fiel man über die Arglosen her und machte sie bis auf den letzten Mann nieder. Um diese blutige Tat zunächst einmal unentdeckt zu lassen, damit die Anwesenheit des Feindes nicht bekannt werden sollte, vergrub man die Toten seitwärts der Straße im Walde; und noch heute heißt diese Gegend „der Schwedenfriedhof“. Leute mit ängstlichem Gemüt sollten zu mitternächtlicher Stunde besser nicht dort vorübergehen, denn die Schweden geistern dann und wann immer noch umher, um sich an den Pappenheimern zu rächen.“
Während des 30jährigen Krieges wurde das Eichsfeld von den Schweden schwer verwüstet. An der Straße zwischen Heiligenstadt und dem Forsthaus steht auf der rechten Seite das sogenannte „Schwarze Kreuz“. Die Schweden galten als besonders gefährlich, hart und brutal. Dieses Bild wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Hier sollen schwedische Truppen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben und noch heute nachts ihr Unwesen treiben.
In einem Artikel des Eichsfelder Volksblatts des Jahres 1926 schilderte ein Wanderer sein Erlebnis:
„Da kam's herangezogen. In lange Trauergewänder gehüllt, trugen vier Männer keuchend eine Bahre daher. Immer näher kommen sie zu mir heran. Auf der Bahre sehe ich deutlich eine Männergestalt stumm und schweigend daliegen. Es ist der Schwedenoberst, der von seinen Mannen getragen wird. Da auf einmal wird’s lebendig rings um mich her. Die Erde hat sich geöffnet und 100, 200 und mehr Geharnischte erstehen aus Grabesnacht. War es Traum oder Wirklichkeit?“
Weiterhin ist in dem Buch „Die Wüstungen des Eichsfeldes“ von Levin, Freiherr von Wintzingeroda-Knorr folgendes zu lesen:
„Hr. Vocke erzählt dem Bearbeiter, der Platz sei, bevor er zu Anfang des 19. Jahrhunderts mit Fichten eingeschont worden, mit sehr alten, einzelnstehenden Eichen bestanden gewesen. Bei der Fällung dieser Eichen solle man in einem hohlen Baume das mit einem Harnisch umgebenen Gerippe eines Mannes, sowie Waffen gefunden haben, welche vielleicht aus der Zeit des 30jährigen Krieges hergerührt haben.“
Vielleicht hat dieser Fund zur Bezeichnung „Schwedenfriedhof“ geführt?
Übrigens hält sich bis heute die Geschichte, dass man kein Hemd „mehr“ anhat, wenn man das Kreuz dreimal umrundet.
Quellen: Rudolf Linge „Der Hahn auf dem Kirchturm“, Levin, Freiherr von Wintzingeroda-Knorr „Die Wüstungen des Eichsfeldes“ - 1903, Eichsfelder Wochenblatt 1926 - Bild: Das "Schwarze Kreuz" © Thomas Schuster