„Scithingi“ über der Unstrut
„Es war jene Nacht voll Geschrei, Mord und Plünderung, und keine Stelle ruhig in der ganzen Burg, bis die purpurne Morgenröte emporstieg und einen verlustlosen Sieg erkennen ließ. ... Alles das geschah, wie es die Erinnerung der Vorfahren bestätigt, am 1. Oktober 531." So schrieb im 10. Jahrhundert der Mönch Widukind von Corvey. Nach seinem Sieg über die Thüringer habe der Frankenkönig Theuderich die Sachsen um Hilfe gebeten und ihnen dafür die Abtretung eines Teiles des thüringischen Landes versprochen. Die Sachsen schickten darauf 9000 Mann, die unter Führung des alten Hathugat die Burg eroberten, die „Scithingi" genannt und über dem Flusse Unstrut gelegen war. Die zeitgenössische Schilderung des fränkischen Geschichtsschreibers Gregor von Tours und die Elegie von Venantius Fortunatus „Über den Untergang Thüringens“ erwähnen keinen Ort, nicht einmal die Sachsen.
Dennoch wird immer wieder behauptet, die genannte Burg Scithingi sei an der Stelle gewesen, wo heute das Schloß Burgscheidungen steht. Es erhebt sich auf einem Bergrücken, um den die Unstrut eine Schleife zieht. Nicht weit davon verläuft die alte Straße von Naumburg nach Memleben. Grabungen in jüngster Zeit ergaben, daß die Höhe schon in der Bronzezeit und in der frühen Eisenzeit besiedelt war. Eindeutige ältere Befestigungsspuren stehen aus, wie auch Zeugnisse zu den genannten Ereignissen. Erst im Hersfelder Zehntverzeichnis (880-899) steht eine „Scidingeburg“. Für Heinrichs I. Ostpolitik (919-936) muß sie als Reichsburg Bedeutung erlangt haben.
Im Jahre 952 überließ sein Sohn Otto I. die Unstrutburg seinem Markgrafen. Von den späteren Besitzern seien der Bischof von Bamberg, die Herren von Querfurt, die von Wiehe und die von Hoym genannt.
1699 heiratete Adolf Magnus von Hoym in erster Ehe die schone Anna Konstantia von Brockdorff, die spätere Gräfin Cosel. Am Dresdener Hof ist sie später als ehemalige Geliebte von August dem Starken in Ungnade gefallen. Nach den Gebäuden zu urteilen, muß das Schloß Burgscheidungen ab dem 15./16. Jahrhundert die alte Burg völlig verdrängt haben. 1722 kehrte Feldmarschall Levin Friedrich von der Schulenburg mit reicher Kriegsbeute aus Italien zurück. Lange war er als piemontesischer Generalfeldzeugmeister und Gouverneur der Provinz Alba in Turin. Nun kaufte er Burgscheidungen und ließ das Schloß durch den sächsischen Baumeister David Schätz umbauen. Am eindrucksvollsten ist heute der Anblick über den gepflegten Terrassenpark vom Norden.“
Quelle: Thüringer Tageblatt 1984, Manfred Tittel – Bild: Burgscheidungen 1860 Alexander Duncker
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