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Goethe auf dem Eichsfelde
"Dreimal ist der Dichter auf seinen Reisen in das Eichsfeld gekommen. Zum ersten Male berührte er unser Heimatgebiet, als er nach seiner ersten Harzreise von Lauterberg nach Duderstadt kam, wo er am 13. Dezember 1777 übernachtete und dann, jedenfalls über Worbis, Hüpstedt, nach Mühlhausen weiterreiste.
Auf einer zweiten Reise, die Braunschweig zum Ziele hatte, genoß Dingelstädt die Ehre, Goethe beherbergen zu dürfen, und zwar infolge eines Unfalls, den Goethes Reisewagen erlitt. Hier, auf eichsfeldischem Boden, entstand das Gedicht „Zueignung“, mit dem der Dichter späterhin seine sämtlichen Werke einleitete und das signiert wurde: „Dingelstädt, Sonntag, den 8. August 1784, abends halb 10 Uhr.“ Dieses Gedicht beginnt:
Der Morgen kam; es scheuchten seine Tritte
den leisen Schlaf, der mich gelind umfing,
daß ich, erwacht, aus meiner stillen Hütte
den Berg hinauf mit frischer Seele ging.
Ich freute mich bei jedem Schritte
der neuen Blume, die voll Tropfen hing;
der junge Tag erhob sich mit Entzücken,
und alles war erquickt, mich zu erquicken.

Goethe besuchte das Eichsfeld zum dritten Male im Jahre 1801, als er in Begleitung seines Sohnes August und seines Sekretärs Geist Bad Pyrmont aufsuchte. In Goethes Tagebüchern befinden sich folgende Mitteilungen:

„Sonnabend, den 6ten Juni. Früh 51/2 Uhr von Mühlhausen ab, durch Ammern, wo man über die Unstrut kommt, in einem schönen Wiesengrunde nach Lengefeld; man steigt nun immer höher dem Eichsfelde näher, kommt auf Chaussee, die sich aber in schlechten Umständen befand.
Sobald wir ins Eichsfeldische kamen, fanden sich gleich auch Bettelkinder ein. Nach Dingelstädt, ein kleines Landstädtchen ... Die Häuser daselbst werden alle aus hartem Holze gezimmert. Der Boden wird weniger fruchtbar. .. Man kommt durch Kreuzeber und Geisleden nach Heiligenstadt. Diese Stadt ist im Ganzen sehr reinlich und nach dem Brande, den sie 1739 erlitten hat, ziemlich regelmäßig erbaut. Es bricht in dieser Gegend viel roter Sandstein, der bis Reinhausen fortdauert. Die Einwohner nähren sich meist von Ackerbau. Die Stadt (Heiligenstadt, d. V.) ist alt und hat ohngefähr 500 Häuser und 2 (? d. V.) Kirchen. Die Gegend ist fruchtbar und gut gebaut. Mittags gegessen im „,Mohren“. Man steigt nördlich immer höher und kommt nach Siemerode, Bischhagen und Brehmke; letzteres ist ein schönes Dorf und liegt in einer artigen, abwechselnden Gegend. Reinhausen am Sandfelsen. Man kommt nun nach und nach aus dem Gebirgstal heraus und sieht bald rechts in einer schönen Ebene die so beliebte Universitätsstadt Göttingen liegen . .. “

(Aus Goethes Tagebuch. Aufzeichnungen des Sekr. Geist über Goethes Reise durchs Eichsfeld 1801.)

Im ehemaligen Gasthaus „Zum Mohren“ ist heute das Geschaft I. H. Finkelmeyer, Inhaber H. Stichnothe; es ist das Gebäude neben dem Rathaus. Eine Gedenktafel gibt Kunde, daß Goethe 1801 hier weilte."

Dr. Johannes Müller

Quelle: Walter Prochaska: „Eichsfelder Heimatbuch“ 1956 Rat der Stadt Heiligenstadt - Das Bild zeigt Goethe im Jahre 1928 von Joseph Karl Stieler mit einer Einblendung des Gemäldes (1818) des Malers Ferdinand Jagemann, der durch seinen in Dingelstädt geborenen Vater mit dem Eichsfeld eng verbunden war.

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