Palmsonntagsprozession - Heiligenstadt im Eichsfeld

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Palmsonntagsprozession
Zu den Höhepunkten im Eichsfelder Kirchenjahr gehört die Palmsonntagsprozession. Sie findet jährlich am Sonntag vor Ostern statt und zieht viele Teilnehmer und Zuschauer nach Heiligenstadt. Die Prozession beginnt um 14 Uhr in der Lindenallee. Sechs Stationen zeigen den Leidensweg Christi. Im Anschluss findet ein Gottesdienst in der Lindenallee statt.
Die 6 Bilder mit den überlebensgroßen Figuren sind einmalig in Deutschland. Die mit Stoffen bekleideten Figuren stammen aus den Anfängen der Prozession. Die „Schmerzhalte Mutter“ wurde 1899 mit aufgenommen.
Eine Anekdote über die Entstehung der Palmensonntagsprozession erzählt Karl Wüstefeld in einem 1919 beim Duderstädter Verlag erschienenen Buch „Eichsfelder Volksleben“:
„Einmal habe dabei, so wird erzählt, am Karfreitag der den Judas darstellende Schüler ganz in Verwirrung und Bestürzung auf die Frage: ‘Freund, wie bist du dazu gekommen?’ (den Herrn zu verraten) geantwortet: ‘Der Jesuitenpater hat es mich doch geheißen!’ Infolge davon seien dann statt des Passionsspiels Bilder vom Leiden Christi herumgetragen und die Feier von Karfreitag auf den Palmsonntag verlegt worden, an dem sie heute noch stattfindet.“

Seit 1990 nehmen die „Ordensritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ an dieser Prozession teil.

Die erste Erwähnung der Palmsonntagsprozession in Heiligenstadt fand im Jahre 1581 in der „Historia collegli Heiligenstadiani“ (Chronik der Jesuiten) statt. Sie wurde im Zuge der Gegenreformation vom Erzbischof Daniel Brendel von Homburg eingeführt, der die Jesuiten in Heiligenstadt 1575 ansiedelte. Das Eichsfeld und auch die Städte waren zum größten Teil protestantisch. In Heiligenstadt gab es nur sehr wenige katholische Familien. Mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 wurde die Konfession abhängig von den Landesfürsten bestimmt. Da der Mainzer Kurfürst und Erzbischof katholisch war, wurde dessen Glaubensrichtung Landesreligion. Seit  1734 wurde die Leidensprozession, die bis dahin immer am Karfreitag abgehalten wurde, auf den Palmsonntag verlegt. Damit wollte man erreichen, dass noch mehr Menschen teilnehmen konnten.
In 6 Bildern wird die Leidensgeschichte Jesu erzählt.

1. Das heilige Abendmahl
Jesus steht aufrecht mit einem weiten Mantel bekleidet vor einem Tisch. In der linken Hand hält er einen Kelch, den er mit der rechten Hand segnet. Auf dem Tisch liegen Weintrauben und drei Brötchen als Symbol für Wein und Brot bei der Abendmahlsfeier.

2. Christus am Ölberg
Jesus liegt auf den Knien und betet. Sein Gesicht ist mit Blutschweiß benetzt. Vor ihm schwebt ein Engel, den ihm sein Vater zur Stärkung gesandt hat. Um die Figur sind Eibenzweige angebracht, die an den Garten Gethsemane erinnern sollen. Während er betet, wird er von Judas verraten und festgenommen. In der Szene bittet er seinen Vater aus Angst, dass "der Kelch an ihm vorübergehen soll".   

3. Die Verspottung
Christus steht aufrecht mit weißem Gewand. Seine Augen sind mit einem Tuch verbunden. Die Hände des Erlösers sind auf dem Rücken zusammengebunden. Die Figur ist umgeben mit Marterwerkzeugen. Die Szene zeigt die Verspottung durch die Soldaten, die ihm als "Krönung" einen Dornenkranz aufsetzen. Trotzdem steht er aufrecht und würdevoll.
4. Die Kreuzigung
Am vier Meter hohen Kreuz hängt der Leichnam Christi. Das Kreuz wird von 6 Männern aus Westhausen getragen. Das es während des 2. Weltkrieges an Männern mangelte, bat der damalige Probst die Gemeinde Westhausen um Hilfe.

5. Die schmerzhafte Mutter
Maria hält den Leichnam ihres Sohnes auf dem Schoß. In ihrem Gesicht spiegelt sich ihr Leid wider. Diese Figur aus Terrakotta wurde erst später eingefügt. Sie besitzt keine Gewänder aus Stoff und wird von 10 Männern getragen.

6. Das Heilige Grab
Unter einem Baldachin ruht in weißen Gewändern auf einem Kissen der Leichnam des Erlösers. Den Schmuck bilden Kerzen, Trauerflor und Blumen. Auf dem Baldachin ist eine Krone als Zeichen des Sieges über den Tod angebracht. Begleitet wird das Grab von fackeltragenden Gymnasiasten. Hinter dem Bild gehen seit der Wende die Grabesritter, die sich um den Erhalt und Unterstützung der Orte im Heiligen Land kümmern.  
Palmsonntagsprozession 2012 in Heiligenstadt
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