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Osterwasser
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Montag 21 Apr 2025 · Lesezeit 1:45
Tags: Osterwasser
Ein heute nicht mehr bekannter Brauch ist das Osterwasser holen. Dem Wasser wird eine besonders kräftige Wirkung zugeschrieben. Am Ostertag gehen junge Mädchen und Frauen heimlich in der Nacht zum Bach oder Fluss und holen sich das Osterwasser. Dabei darf kein Wort fallen, sonst wird die heilende und magische Wirkung des Wassers aufgehoben. Der Brauch stammt von unseren germanischen Vorfahren.

Das Osterwasser soll bei Augenleiden, Ausschlag und anderen Krankheiten helfen und für eine ewige Jugend und Schönheit sorgen. Frisch verheiratete Frauen wuschen sich damit, um möglichst rasch schwanger werden zu können.

Hierzu schreibt Günther Meinhard:
„… In den Kulten der Griechen, Römer, Germanen und Kelten glaubte man die Quellen von Nymphen bewohnt, die den Menschen zwar freundlich gesinnt waren, sie aber für jede Verärgerung empfindlich straften. Die Verunreinigung von Quellen und Brunnen ist heute noch bei Nomadenvölkern ein unentschuldbares Verbrechen.

Die christlichen Missionare hatten es nicht einfach, die Quellgottheiten und ihre Helfer in heidnische Unholde zu verwandeln. Obendrein hatte diese Umfunktionierung die Wirkung, daß die Kreuzwege eine besondere Bedeutung erhielten. Vor dem Kreuz schreckten böse Geister zurück. Sie lauerten aber in der Nähe. Befand sich in der Nähe einer solchen Wegkreuzung eine Quelle, war sie zum Holen des Osterwassers besonders gut geeignet. Man mußte nur den bösen Geistern, die sich am Wegesrand herumtrieben, ein Schnippchen schlagen, wenn der Krug oder Eimer leise und schweigend gefüllt wurde und das Mädchen, denn das Wasserholen gehörte zu den Aufgaben der Dienstboten und der weiblichen Jugend, möglichst unhörbar die gefährliche Wegstrecke zurücklegte. Die Hörfähigkeit der Unholde wurde merkwürdigerweise weit höher eingeschätzt als ihre Intelligenz und Sehschärfe. …“

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Quelle: Günther Meinhard: „Frohe Feste und alte Volksbräuche im Eichsfeld. Als der Erbsenbär noch tanzte." – Bild: tanzende Jungfrauen im Hainich 1924 - „Der Pflüger“



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