Klausen: Kloster Säben
Oberhalb von Klausen befindet sich das Kloster Säben. Hier befand sich der ursprüngliche Südtiroler Bischofssitz, der um 960 nach Brixen verlegt wurde. Säben blieb eine bischöfliche Wehrburg und seit dem 14. und 15. Jahrhundert war die Burg Sitz des Richters von Klausen und Verwaltungsmittelpunkt. 1535 zerstörte ein Brand die Anlage. Auf Betreiben Stadtpfarrer Matthias Jenner kamen im Jahr 1685 die ersten Nonnen, drei Chorfrauen und zwei Laienschwestern, aus dem Stift Nonnberg in Salzburg nach Säben und bauten es als Kloster wieder auf.
1699 wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Wegen Nachwuchsmangel siedelten die letzten drei Nonnen 2021 in die Zisterzienserinnenabtei Mariengarten und die Abtei Nonnberg.
Seit diesem Jahr betreut die Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz im Wienerwald das Kloster Säben.
In Klausen erzählt man sich die Geschichte der verwunschenen Königstochter:
„Die Sage geht auch, daß die Jungfrau, welche dem Knaben erschien und ihn bat, sie zu erlösen, die Tochter eines Königs gewesen sei, der von seinem Schlosse Säben aus das ganze Land ringsumher beherrscht habe. Dieser König ließ aus allen Flüssen das Gold waschen, war äußerst habgierig und sammelte einen ungeheuren Schatz, den er in den tiefen Gewölben seiner Burg verschloß. Da er zugleich ein mächtiger Zauberer war und auch seine einzige Tochter keinem gönnte, so verwünschte er dieselbe zur Hüterin seines Schatzes nach seinem eigenen Ableben und gesellte ihr einen Wächterdrachen zu, der nur dadurch sollte erlegt werden können, wenn ein völlig unschuldiger Jüngling ihm mit drei Haselstäben alle Schuppen vom Leibe schlage.
Dann solle die Jungfrau Prinzessin erlöst und der Geldhort das Eigentum des Drachensiegers sein; daß der Drache nicht ohne einige Gegenwehr als Ringeln, Bäumen, Kratzen und lichterlohes Feuerspeien sich seine Schuppen abschlagen lassen werde, ist selbstverständlich. Viele Jünglinge, die sich in die bekannt gewordenen Bedingungen und den Drachenkampf einließen, verloren zugleich auch Leib und Leben, teils weil sie sich fürchteten, teils weil sie die Unschuld bereits verloren hatten, ohne sich dabei mit etwas zu decken, und mit den 3 Haselstöcken war in der Hauptsache nichts getan. Endlich kam wieder einer, das Abenteuer zu bestehen.
Die Jungfrau erschien ihm in all ihrer Schönheit, besonders war ihr Oberleib reizend weiß und wie Milch und Blut, unterwärts aber war sie schwarz, und wie sie da überhaupt beschaffen war, das war nicht deutlich zu erkennen. Die oberteilige Schönheit der verwunschenen Königstochter entzückte und verblendete den Jüngling indes dermaßen, daß er ganz und gar nicht hinsah, sondern immer nur die Jungfrau anstarrte. Da gab ihm der Drache mit der kralligen Vorderpfote einen ganz leisen Backenstreich, von dem ihm der Kopf anschwoll, so dick wie ein Melkstutzen, und nach einer Stunde war er hin - und die Jungfrau blieb verwunschen bis auf den heutigen Tag.“
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 367. – Bild: Kloster Säben 2024 © Thomas Schuster Heiligenstadt