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Jena: Die Gründung der Burschenschaft
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Thüringen · Mittwoch 20 Nov 2024 ·  3:00
Tags: JenaDeutschlandfahneSchwarzRotGold
SCHWARZ UND ROT
Am 12. Juni 1815 gründete sich die Urburschenschaft als studentische Reformbewegung im Gasthaus „Grüne Tanne“ bei Jena. Traditionell waren die Studenten in Landsmannschaften organisiert, die oft untereinander im Streit lagen. Die Initiative für die neue Bewegung ging von Kriegsfreiwilligen aus, angeregt von den Ideen der nationalen Vordenker Friesen, Jahn, Fichte und der Jenaer Professoren Luden und Oken. Die neue Verbindung sollte allen deutschen Studenten offenstehen. In ihrer Verfassungsurkunde verpflichtete sie sich, für die Freiheit und Selbstständigkeit des Vaterlandes sowie die akademische Freiheit einzutreten. Eingeleitet wurde das Dokument mit dem Vers von Arndts Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland?“

Angestrebt wurde eine neue Art des kameradschaftlichen, sittlichen Umganges ohne Standesunterschiede. Als Kleidung wählten die Burschenschafter die Altdeutsche Tracht. Die offiziellen Farben waren Schwarz und Rot, Gold war dagegen nur ein Schmuckelement. „Eingedenk, daß bey den jugendlichen Freuden auch stets der Ernst des Lebens zu bedenken sey, bestimmen sie Roth und Schwarz zu den Farben ihres Paniers [ ... ] Die Schärpen, welche bey feyerlichen Aufzügen gebraucht werden, sind schwarz und roth mit Gold durchwirkt".

Die erste überlieferte Fahne der Urburschenschaft, von der zwanzigjährigen Jenenserin Amalia Nitschke angefertigt, ist somit nur zweifarbig: Schwarz und Rot, mit goldenen Fransen.

In einer umfassenden Reform wurde die Jenaer Universität von einer altständischen Korporation zu einer Staatsanstalt umgebildet. In den neuen Statuten war die Burschenschaft als einzige Verbindung nicht verboten. Der Weimarer Staat setzte auf die erzieherische Wirkung ihrer Ideale.

SCHWARZ-ROT-GOLD
Auf der Gründungsversammlung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft von Vertretern aus vierzehn deutschen Hochschulen im Oktober 1818, beriet man die Farbenfrage. Hier stellte die Jenaer Burschenschaft den Antrag, ihre „Tracht und Farbe“ als allgemeingültig zu erklären. Es kam aber nur zu dem Beschluss, eine „allgemeine Farbe für die Burschenschaft“ zu suchen. Der Jenaer Vertreter Robert Wesselhöft wurde beauftragt, diese zu finden. Er entschied sich mit Verweis auf Friedrich Ludwig Jahn für Schwarz-Rot-Gold.

Die Burschenschaft erhob den Anspruch, die gesamte deutsche Studentenschaft zu vertreten. Man sah sich als „freies Gemeinwesen“, forderte die „Einheit, Freiheit, Gleichheit aller Burschen untereinander" und eine „christliche teutsche Ausbildung". Juden waren deshalb ausgeschlossen.


„DAS BAND IST ZERSCHNITTEN, WAR SCHWARZ, ROTH UND GOLD“
Die Kombination Schwarz-Rot-Gold fand in den Burschenschaften anderer Universitäten rasch Zustimmung, wurde aber kurz darauf infolge der Karlsbader Beschlüsse 1819 verboten. Anlass dafür gab die Ermordung des Weimarer Lustspielautors und russischen Staatsrates August von Kotzebue durch den Jenaer Burschenschafter und Wartburgfestteilnehmer Carl Ludwig Sand, gerade als der Großherzog Carl August die Statuten der Burschenschaft dem Deutschen Bund zu Bestätigung vorlegte. Fürst Metternich frohlockte über den „vortreffliche[n] Sand“:

„Hier wird wahres Übel auch einiges Gutes erzeugen, weil der arme Kotzebue nun einmal als ein argumentum ad hominem dasteht, welches selbst der liberale Herzog von Weimar nicht zu vertheidigen vermag.“ Die Reaktion auf die Karlsbader Beschlüsse spiegelten sich in dem berühmten Lied von Binzer „Wir hatten gebauet ein stattliches Haus“ mit der programmatischen Zeile „Das Band ist zerschnitten, war Schwarz, Roth und Gold“ wider. Doch blieben die Farben in den 1820er Jahren im Untergrund populär, wie zahlreiche Stammbucheintragungen und -zeichnungen zeigen.

Rot-schwarz-rote Fahne mit dem Insignien der Jenaer Urburschenschaft Original im Eigentum der Jenaischen Burschenschaften Arminia, Germania und Teutonia

Quelle: Infotafel neben der Fahne der Urburschenschaft - Bild: Stadtmuseum Jena Infotafel 2024



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