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Große Knochenfragmente in Kirchen
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Sachsen-Anhalt · Freitag 11 Okt 2024 ·  1:45
Tags: MagdeburgDomKnochen
In einigen größeren Kirchen und Domen befinden sich an den Wänden riesige Knochen, zum Beispiel in Arnstadt, Halberstadt, Köln und Magdeburg. Der Grund für das Anbringen der Knochen ist sehr umstritten. Der Knochen in Arnstadt soll von einem Riesen stammen, gehörte aber einem Wal.

„Die Vorstellung von urzeitlichen Riesen, deren Knochen bzw. Gräber gelegentlich wiedergefunden wurden, gab es bereits in der heidnischen Antike, aber auch im Christentum blieb sie lebendig. Der Kirchenvater Augustinus dachte, dass diese Riesen vor der Sintflut gelebt hätten. In England wurden im 12. und 13. Jh. große Knochen Riesen zugeschrieben, von denen man behauptete, sie hätten die Insel bewohnt, bevor der antike trojanische Held Brutus sie überwältigte und anschließend erster König des nach ihm benannten „Britannien“ wurde. Somit avancierten diese Knochen zu Beweisstücken der eigenen heroischen Vergangenheit. Es lag nahe, sie für jedermann dauerhaft sichtbar in Kirchen auszustellen, was tatsächlich in einigen Fällen aus anderen Regionen ab dem 14- und 15. Jh. belegt ist. …“

Vermutlich sind es gefundene Fossilien (z.B. Mammut), die beim Bau der Kirchen, Rathäuser und auch Gasthäuser gefunden wurden. Einige Stücke ab dem 15. Jahrhundert stammen von gestrandeten Tieren wie Rippen, Wirbel, Schulterblätter. Die Knochen in den Domen von Magdeburg und Halberstadt sind seit 1739 belegt. Während dieser Zeit distanzierte man sich bereits von der Vorstellung, dass es sich um Riesenknochen oder einem Überrest des alttestamentarischen Walfisches handelte.

„Das Aufhängen großer Knochen in Kirchen ist jedenfalls vor allem durch Überlieferungen aus dem 18. und 19. Jh. bekannt, wobei die ursprüngliche Anbringung wahrscheinlich zumeist auf die frühe Neuzeit zurückgeht, entsprechend der Etablierung dieser Praxis seit dem späten Mittelalter.“

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Quelle: Philippe Cordez aus: „Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland.“ – Bild: Knochen im Magdeburger Dom 2024 © Thomas Schuster Heiligenstadt


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