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Goethe in Mühlhausen
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Thüringen · Sonntag 22 Sep 2024
Tags: GoetheMühlhausenSchwarzerAdler
"Am 5. Juni 1801 kehrte Goethe auf einer Reise nach Pyrmont in Mühlhausen ein, und zwar im jetzigen „Hotel zum schwarzen Adler“. Dasselbe war damals noch nicht so groß, wie jetzt. Denn als ich das Hotel erwarb, war es mit dem zweiten Eckzimmer am Lindenbühl eine Treppe hoch abgeschlossen; die weiteren Zimmer nach dem Lindenbühl sind von mir erst seit Januar 1896 dazu genommen worden.

1801 war das jetzt von mir links vom Haupteingang neu renovierte Zimmer Honorationsstube; mein jetziges Restaurationszimmer war früher Gast- und Postillonsstube. Mein Hotel hatte früher Postausspannung, die Pferdeställe lagen beim Lindenbühl. Im Volksmund hieß der Adler 1801 und noch lange nachher das „fule Loch“, weil sich früher unmittelbar an meinem Hotel eine Pferdeschwemme befand. Diese ist jetzt schon längere Zeit zugeschüttet. Da beim „Adler“ eine der wichtigsten Verkehrsstraßen vorüberging, so lag es für Fremde nahe, daselbst einzukehren. So logierte in meinem Hotel z. B. auch Prinz Schoenaich-Carolath. Goethe hielt sich damals in Mühlhausen nicht auf. Bereits am 6. Juni 5 ½ Uhr morgens reiste er über Ammern und Lengefeld, wie die im Mühlhäuser Stadtarchiv aufbewahrte Badersche Chronik von Mühlhausen berichtet, weiter.

Zum hundertjährigen Erinnerungstag 1901 habe ich eine Gedächtnistafel an meinem Hotel neu anbringen lassen mit der Aufschrift: „J. W. von Goethe übernachtete hier auf der Durchreise am 5. und 6. Juni 1801.“

Goethes Tagebuch von der Pyrmonter Reise 1801 (gedruckt in der Weimarischen Ausgabe, Abteilung III, Band 3, S. 16) enthält folgenden Eintrag über seinen Aufenthalt in Mühlhausen:

„Freytag, den 5ten Juni. - Abends 7 Uhr nach Mühlhausen, Gasthof zum Faulen Loch. Wirth Kleemann. Diese Stadt ist ebenfalls sehr alt und hat ihren Nahmen wahrscheinlich von den vielen Mühlen erhalten, welche alle von einem Bache getrieben werden, der oberhalb der Stadt entspringt. Es ist ein sehr gesundes und gutes Wasser und es werden noch jährlich, zu drey verschiedenen Zeiten, Dankfeste celebrirt, und zwar ziehen die Lehrer männlichen als weiblichen Geschlechts mit ihrer Schuljugend in Prozession an den Ursprung der Quelle, sowie auch die Waisenkinder ganz besonders mit ihren Lehrern. Die Stadt liegt in einer fruchtbaren Gegend und hat eine gesunde Lage, sie hat viele Kirchen und große Stadtmauern. Schlechtes Theater auf dem sogenannten Fleischhause, ohngefähr wie das zu Blankenhayn.“

Weder im Goethe - Archiv zu Weimar noch im Stadtarchiv zu Mühlhausen haben sich weitere Nachrichten über Goethes Aufenthalt in Mühlhausen vor hundert Jahren auffinden lassen.

Quelle: Mühlhäuser Geschichtsblätter 1902/1903


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