Frauenschule Reifenstein
Von 1900 bis 1949 beherbergte das Kloster Reifenstein die „Schule für ländliche Hauswirtschaft - wirtschaftliche Frauenschule“, die 1897 gegründet wurde. Schon 1899 wurde mit dem Pächter der Domäne Reifenstein ein Vertrag über die Vermietung der Räume im Ost- und Südflügel abgeschlossen. Im Mai 1900 wurde die Frauenschule vom Gut Nieder-Ofleiden, dass der Freifrau Dorette von Schenk zu Schweinsberg gehörte, hierher verlegt.
Die Gründerin der Schule in Reifenstein, Ida von Kortzfleisch, verlegte ihren Wohnsitz von Hannover in das Kloster. Hier lebte sie bis zu Ihrem Tode im Jahre 1915. Als sie zum ersten Mal Reifenstein besuchte, stand ein Regenbogen über dem Kloster, daher der Regenbogen als Sinnbild.
1913 nannte sich die Schule „Reifensteiner Verein“ und ab dem Jahre 1918 „Reifensteiner Verband“.
Die Töchter aus wohlhabenden Elternhäusern bekamen hier eine vielseitige Ausbildung. Vormittags fand in der Regel praktische Arbeit statt und am Nachmittag erteilten die Lehrerinnen theoretischen Unterricht. Zu den Fächern gehörten Gartenbau, Bienenzucht, Geflügel- und Schweinehaltung. Aber auch die Schuhherstellung, Hobeln und Schnitzen lernten die jungen Frauen.
Nach dem ersten Weltkrieg gingen auf Grund des Versailler Vertrages dem Verband angegliederte Schulen in Posen und Westpreußen verloren. Daher war die Anfrage nach freien Plätzen sehr groß. Dies hatte zur Folge, dass eine weitere Frauenschule in Beinrode gegründet wurde.
Ab 1927 wurden sogar zwei Dozenten von der Göttinger Universität gewonnen, die den Frauen Psychologie und Volkswirtschaftslehre unterrichteten.
Nach dem 2. Weltkrieg (1945) wurden von den sowjetischen Behörden für kurze Zeit die Einrichtung eines sechsmonatigen Kurses zur Ausbildung von Lehrerinnen im Fach landwirtschaftliche Haushaltskunde genehmigt. Der letzte Pächter der Domäne verließ 1945 Reifenstein. Am 31. April 1949 schloss die Landfrauenschule in Reifenstein endgültig ihre Tore.
Quelle: Eigene Aufzeichnungen – Bild: Mühlhäuser Geschichtsblätter 1902/1903