Ein Turm als Schutz für den Knick
1610 bei Heyerode gebaut — Das Grenzhaus beherbergte auch eine Wohnung
"Hainich, Knick und der Grenzturm bei Heyerode — alle standen sie immer in Beziehung zueinander. Wir lesen darüber in der „Heyeröder Festschrift" anläßlich der Heimatfestspiele 1964 folgende Notiz: „In unsicheren Zeiten wurde der Knick bewacht. Die Wächter wurden durch Berittene — vom Adel aus Flarchheim — kontrolliert. Ab und zu wurde auch ein Knickbeschädiger festgenommen. Die Mainzer Behörden zu Heiligenstadt intervenierten dann wegen dieser Gefangennahme, und die Sachsen ließen die Verletzer immer wieder ohne Bestrafung laufen.
Da andauernd wieder erneute Grenz- oder Knickverwüstungen vorkamen, wurde 1610 sächsischerseits der Bau eines „Turmes im Knick“ des Grenzhauses bei Heyerode erwogen, damit ein dort wohnender „Hainknecht" das „Genick" (Knick) öfter als sonst beaufsichtigen könne. Zur Zeit der Säkularisation wurde 1802 der Heyeröder Hainich-Knick von Preußen annektiert. Man verkaufte ihn danach als landesherrlichen ehemaligen Walddistrikt „Hagen" an die Vogteier Laubgenossen. Kaufpreis: 6.746 Reichsthaler, drei Silbergroschen und neun Pfennige.
Termin war der 26. Januar 1832. Nicht mitverkauft wurden: das Grenzhaus, bisher nur Dienstwohnung des Försters für den Unterforst Heyerode bestimmt, das dabei um dasselbe unmittelbar liegende Garten- und Ackerland — einen Morgen und 100 Quadratruten, ferner die Wiese im Grunde, in der Heyeröder Flur gelegen, ein Morgen und 13 Quadratruten groß – sowie die sogenannte „Hengstwiese" — drei Morgen und 155 Quadratruten groß. So wurden damals die Besitzverhältnisse geregelt. Durch einen glücklichen Zufall erhielt ich durch den Heyeröder Heimatfreund Josef Marx ein Repro vom ersten Grenzturm.
Im 30jährigen Krieg wurde das Grenzhaus zerstört und 1630 wieder aufgebaut mit größerer Wohnung. 1787 entstand eine zweite Försterwohnung, links vom — noch heutigen Grenz-Durchgangstor — angebaut. Sie dient heute noch dem Förster.
Am 2. 9. 1613 bezeugt der Schösser von Salza (Langensalza), daß der Bau beendet sei und „... dass eyn Hainknecht seine Wohnung wohl darauf haben könne." Als erster Jäger und Grenzknecht bewarb sich Christoph Schlegel, er verzichtete aber wegen zu geringer Einkünfte. Als erster Bewohner im Grenzhaus wird der Hainknecht Hannes Schmidt bezeugt. Für ihn wird laut Salzaer Ämterrechnung 1614 durch Eislebener Bergleute ein 200 Fuß (etwa 66 m) tiefer Brunnen gegraben. Die Handwerker vom ersten Turm sind auch noch in der Chronik namentlich festgehalten; vor allem waren es Fachleute aus der Vogtei, aus Großengottern und Flarchheim. Für die Materialbeschaffung sorgten die Muschelkalksteinbrüche aus der Vogtei Dorla. Die Latten wurden aus dem Tambacher Wald bezogen; für Herd, Feuermauer stand der Rat von Salza Pate mit Lieferungen von Ziegelsteinen. Hänge, Stürze und Fittichziegeln (mittelalterliche Ziegelform) kamen durch den Langensalzaer Rath aus der Ziegelbrennerei Kammerforst."
Quelle: Thüringer Tageblatt vom 12.02.1985, V. Hoppe – Bild: Das neue und eine Repro (Edler) des alten Grenzhauses 2013 © Thomas Schuster Heiligenstadt