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Die Plünderung des Klosters Zella 1/2
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Samstag 08 Mär 2025 · Lesezeit 3:30
Tags: KlosterZella1525
Am 26. April 1525 wurde Kloster Zella von Bauern der Dörfer Katharinenberg, Diedorf, Hildebrandshausen, Struth, Effelder und Lengefeld geplündert. Das Kloster und seine Gebäude blieben zum Glück unzerstört.

Der Autor des Buches „Geschichte und Geschichten des Klosters Zella-Friedensspring“, Dirk Vogel, schreibt seine Vorstellung über die Begebenheit, die an diesem Sonntag geschah:

„Sie kommen, sie kommen!“ Das Rufen der Schwester hallte durch das Tal. Hektisch und mit wehender Kutte lief sie den Weg zum Kloster hinauf. Sie stürzte, stand wieder auf und lief weiter. Das schwarze Gewand der Benediktinerinnen hinderte sie schneller zu gehen. Sie raffte es auf und so schlenkerte das Gewand in Kniehöhe um ihre Beine. Im Klostergarten schaute man erschrocken auf. Warum dies Geschrei, fragte man sich? Wer würde kommen und warum diese Aufregung? Atemlos erreichte die rufende Schwester den Klosterhof. Die Priorin Barbara Jakobi, schon von den anderen Schwestern alarmiert, schaute mit fragenden Blicken auf den Hof und lief der herbeieilenden Schwester entgegen. „Sie kommen!“ sagte sie nochmals tief durchatmend. Barbara Jakobi verstand; es waren die Bauern. Ihr Blick wurde ernst. „Wir versammeln uns in der Kirche!“ sagte sie bestimmt und setzte hinzu: „Der ganze Konvent!“ „Auch die Laienschwestern?“ wurde gefragt. „Ja, auch die! Alle!“ sagte die Priorin sehr ernst und fügte hinzu: „Und schließt das Tor!“

Die Schwestern und alle, die im Kloster arbeiteten und lebten, eilten aus allen Gebäuden, dem Wald und Gärten heran. Manch eine konnte die Aufregung noch nicht begreifen, fragte verwundert, was denn los sei! Dann wurden sie von den anderen einfach mitgezogen. Bald war die Kirche gefüllt. „Betet, dass das gut ausgeht!“ sagte die Priorin. Mehr brauchte sie nicht sagen, denn die Kunde von den Bauernaufständen im Lande, hatte sie schon längst erreicht. Immer dachten sie, dass die Unruhen der Bauern sie vielleicht nicht treffen würde.

Aber nun war es soweit. Schon von weitem waren die bedrohlichen und wütenden Rufe der Bauern zu hören. Gewaltiger Zorn entlud sich schon auf dem Weg zum Kloster. Dreschflegel und Spieße lagen auf den breiten Schultern und immer wieder wurden sie angriffslustig emporgehoben. Bald standen sie vor dem Tor des Klosters. Von außen war das Kloster verschlossen wie eine Burg. Die Fenster, Tore und Türen waren verriegelt. Vor dem Tor aber stand die Priorin mit entschlossenem Blick. Begleitet wurde sie von zwei ängstlich dreinblickenden Schwestern des Konvents. So standen sie den Bauern gegenüber. „Was wollt ihr?“ rief sie ihnen zu. „Gib raus, was uns gehört!“ ertönte es aus der Bauernmeute. „Und wenn nicht, Müntzer wird dir schon Beine machen!“ gellte es aus den hinteren Reihen. Beschimpfungen und Forderungen der Bauern reihten sich aneinander.

Dann sprach die Priorin dazwischen. „Seid still, jetzt will ich reden!“ Für einen Augenblick war tatsächlich alles still. Der alte Respekt vor ihrem geistlichen Amt und ihrer Würde schien noch zu wirken. Sie zeigte direkt auf einen, der vor ihr stand. „Du, Andreas Wagenknecht, hast du vergessen, als du sterbenskrank warst, da bist du zu uns gekommen, weil du Hilfe brauchtest? Auch haben wir deine Schwester aufgenommen, als ihr Mann an der Pest starb. Und du, Heinz Kreyer, haben wir nicht deinen Kindern das Schreiben beigebracht? Heute bist du froh, dass es jemand kann in deiner Familie und bald sollten sie zur Klosterschule nach Hersfeld gehen. Und du Hans Gerlach, hast du vergessen, als du keinen Rat mehr wusstest, da hast du bei uns in der Beichte gesessen und wir haben für dich gebetet?“ Die Angesprochenen waren zuerst verwirrt und wussten nicht zu reagieren. Hans Gerlach wurde rot im Gesicht und er senkte den Blick. …“



Quelle: Dirk Vogel: „Geschichte und Geschichten des Klosters Zella-Friedensspring“ – Bild: Postkarte bearbeitet © Thomas Schuster Heiligenstadt


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