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Die Harburg
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Samstag 07 Jun 2025 · Lesezeit 2:45
Tags: HarburgHaynrode
Vielen unbekannt dürfte die Harburg gegenüber der Hasenburg sein, die als Gegenburg 1073 von Udo von Stade errichtet wurde. Sie liegt ca. 1 km vom ehemals schwarzburgischen Haynrode entfernt auf einer Höhe von 432 m. Die Hauptburg ohne Vorburg hatte einen Grundriß von ca. 20 mal 40 m. Heute ist nur noch ein Mauerrest von 4 m Länge und 5 m Höhe erhalten.  Nach dem Bauernkrieg verlegte der Kurfürst den Verwaltungssitz von der Harburg nach Worbis. Um 1600 wurde die verlassene Harburg als Steinbruch genutzt. Die letzten Überreste fielen den gezündeten Sprengsätzen aus der Heeresmunitionsanstalt Bernterode zum Opfer.

„Unübersehbar dräute einst die Harburg auf einem der östlichen Ausläufer des Ohmgebirges nahe dem Eichsfelder Tor, bis sie im Mai 1525 dem Bauernaufstand zum Opfer fiel. Es war ganz einfach gewesen. Clasen Frosch aus dem Mühlhäuser Bauernhaufen war mit einem Strohwisch in die mit Pech und Schwefel samt Kriegsgerät vollgestopften dunklen Kammern der unbesetzten Burg eingedrungen und hatte so lange herumgefackelt, bis die „Feste in aller Höhe“ gegen den dunklen Abendhimmel aufloderte. Der Widerschein des Burgbrandes züngelte rotglühend und bedrohlich auf den weißgekalkten Wänden der nahen Gerichtsdörferhütten und ließ für ihre Bewohner nichts Gutes ahnen. Doch nichts davon im späteren Schadensbericht der Harburger Pfandherren Sifert, Rudolf und Heinrich von Bültzingslöwen. Dafür ihrerseits Klage:

„. . . dis sint die Verluste, so wir Henrich vnd Rudolff v. Butzingsleben die jungern zu Horbork von den von Molhusen und yrim anhang gelitten. Erstlich ist das haus Horborgk uns der helffte gewest, darauff wir haus gehaltenn, das zimlich und zum Teil newerlich durch unsern vater seligk Erbawet gewesen, das von den von Molhusen rein ausgebranth samt der Vorborgk und unser solch hauß des stifftes Mentz eygentum und unser pfanth.“

Weiter schreibt Trappe:

„… 1525 war die Harburg zwar ausgebrannt, in ihrem Steingefüge aber noch so intakt, so daß ein Wiederaufbau problemlos gewesen wäre. Doch war die Burgenzeit vorbei. Auch hatten die Ritterschaften unterhalb ihrer unbequemen und kostenaufwendigen Höhenburgen auf Gütern in der Ebene Sitz genommen. Zum Ausbau dieser Anwesen bedienten sie sich der Steine der verwaisten Burgen. Die Bültzingslöwenschen Häuser Ober-, Mittel- und Unterhof, bereits im 15. Jahrhundert in Bau genommen, wurden mit diesen Steinen repräsentativ erweitert. Der Mittel- und Unterhof diente Bültzingslöwenscher Patrimonialgerichtsbarkeit, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Code Napoleon ein Ende setzte. Allein der Mittelhof überdauerte als Zehntscheuer und Herrenhaus im Stil des 16. Jahrhunderts. Die Obergeschosse gingen infolge Brandes verloren. Die Steinsichtigkeit des Unterbaus gab ihm im Volksmund den Namen „Steinernes Haus“. An dessen Westfassade, atypisch für die Gesamtarchitektur, existieren zwei hochgesetzte spätgotische Lanzettbogeneingänge, die damals über holzgezimmerte Außentreppen zu erreichen waren. Noch einmal kehrt ein ähnliches Türgewände an der Haynröder Kirchentür wieder. Die darüber eingelassene Inschriftplatte aus dem Kirchenbaujahr 1590 gibt der Vermutung Raum, daß die Gewände hier und am „Steinernen Haus“ aus der mainzischen Harburgkapelle oder aus dem Burgpalas stammen. …“

Quelle: Wolfgang Trappe: „Hexen, Eichsfeld und Geschichten“ – Bild: Repro mit Zeichnung aus alter Karte und Überreste © Thomas Schuster Heiligenstadt



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