Die Erfurter Stadtbefestigung
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Thüringen · Dienstag 14 Okt 2025 · 3:45
Tags: Erfurt, Stadtbefestigung
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Die Stadtbefestigung von Erfurt stellte über mehrere Jahrhunderte hinweg einen bedeutenden Bestandteil der städtischen Infrastruktur dar. Errichtet im Jahr 1066 und bis 1873 genutzt, zählte sie zu den am stärksten ausgebauten Befestigungsanlagen Deutschlands. Die Verteidigungsanlage umfasste sowohl einen inneren als auch äußeren Mauerring mit zahlreichen Türmen und Toren sowie die Zitadellen Petersberg und Cyriaksburg. Heutzutage sind, abgesehen von den beiden Zitadellen und einigen wenigen Mauerabschnitten, keine größeren Teile der ehemaligen Befestigung mehr erhalten. Der Zugang erfolgte über 11 Stadttore.
Die innere Mauer wies eine Länge von etwa acht Kilometern auf, war zwischen drei und vier Meter hoch und verfügte über eine Dicke von circa einem Meter. Vor der Mauer befand sich ein Wehrgraben, die sogenannte Wilde Gera. Die Überwachung der Mauer erfolgte durch etwa 50 Wachtürme.
Der Rückbau des inneren Mauerrings begann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bereits im Jahr 1842 waren sämtliche inneren Stadttore entfernt worden.
Im 13. Jahrhundert führte das Wachstum Erfurts dazu, dass eine Erweiterung der Stadtfläche erforderlich wurde. Die Erweiterung der äußeren Stadtmauer bezog bereits bestehende, teilweise mit Vorstädten bebaute Gebiete im Norden, Osten und Süden sowie den Brühl in die neue Befestigung ein. Zur Finanzierung des äußeren Mauerrings wurde eine neue Steuer, das sogenannte Wallgeld, eingeführt.
Zwischen 1350 und 1387 entstanden zunächst die neuen äußeren Stadttore zur Kontrolle des Verkehrs. Diese waren anfangs noch nicht durch eine Mauer verbunden; diese Verbindung wurde schrittweise in den folgenden Jahrzehnten bis zur Fertigstellung des äußeren Mauerrings im Jahr 1480 ergänzt. Im Anschluss wurden die Stadttore verstärkt und Wehrtürme hinzugefügt, sodass insgesamt 27 Türme zur Bewachung der Mauer errichtet wurden. Vor der Mauer entstand zudem ein Wassergraben, der Flutgraben, der nach dem Abtragen der Stadtbefestigung zum Hochwasserschutz erweitert wurde und bis heute existiert.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadtbefestigung weiter ausgebaut. Zu diesem Zweck wurden in der Erfurter Altstadt mehrere Pfarrkirchen abgerissen, um deren Baumaterial zur Verstärkung der Mauern zu verwenden. Die Zitadelle Cyriaksburg wurde 1480, die Zitadelle Petersberg 1665 errichtet. Zusätzlich entstanden verschiedene Schanzen, beispielsweise die Daberstedter Schanze (heute Stadtpark) und die Auenschanze in der Andreasvorstadt.
Im Jahr 1873 wurde Erfurt wie alle anderen deutschen Festungen entfestigt. In der Folgezeit erfolgte der Abbruch von Mauern und Türmen, der Ausbau des Flutgrabens und die Anlage des Erfurter Stadtrings vor den ehemaligen Mauern. Nach Aufhebung des Bauverbots außerhalb der Mauern entstanden die Erfurter Vorstädte. Ein Teil des alten Mauerverlaufs wurde für den Bahndamm der Thüringer Bahn genutzt.
Die Stadttore
• Andreastor (innen und außen): am Ende der Andreasstraße, davor die Nordhäuser Straße nach Nordhausen, Braunschweig und Lübeck, benannt nach der Andreaskirche
• Moritztor (innen und außen): am Ende der Moritzstraße, davor die Auenstraße, außerdem Stadttor, an dem die Gera die Stadt verlässt, benannt nach der Moritzkirche
• Johannestor (innen und außen): am Ende der Johannesstraße, davor die Magdeburger Allee nach Sömmerda, Sangerhausen und Magdeburg, benannt nach der Johanneskirche
• Krämpfertor (innen und außen): am Ende der Krämpferstraße, davor die Leipziger Straße (Via regia) nach Leipzig, benannt nach der Kaufmannskirche
• Schmidtstedter Tor (außen): am Ende der Schmidtstedter Straße, davor die Weimarische Straße nach Weimar und Jena, benannt nach dem nicht mehr vorhandenen Dorf Schmidtstedt
• Spielbergtor (außen): am Ende der Bahnhofstraße, davor die Clara-Zetkin-Straße nach Kranichfeld und Rudolstadt
• Augusttor (innen): in der Bahnhofstraße, benannt nach der Reglerkirche (Augustiniuskirche)
• Löbertor (innen und außen): am Ende der Löberstraße, davor die Arnstädter Straße nach Arnstadt und Nürnberg, benannt nach den Lohgerbern, die im angrenzenden Viertel ansässig waren
• Pförtchen (außen): am Ende des Dalbergwegs, davor die Hochheimer Straße nach Hochheim und Neudietendorf
• Brühler Tor (innen und außen): am Ende der Brühler Straße, davor die Gothaer Straße (Via regia) nach Gotha, Eisenach und Frankfurt am Main, benannt nach der Vorstadt Brühl
• Lauentor (innen und außen): am Ende der Straße Lauentor, davor die Binderslebener Landstraße nach Bindersleben, benannt nach dem Löwen, dem Wappentier des Grafen von Gleichen, der zunächst Stadtvogt in Erfurt war und dieses Tor anfangs exklusiv nutzen durfte.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Erfurter_Stadtbefestigung - Bild: Am Lauentor/Petersberg 2025 © Thomas Schuster Heiligenstadt