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Die "Magdeburger Hochzeit"
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Sachsen-Anhalt · Mittwoch 09 Okt 2024 ·  2:30
Tags: MagdeburgDreißigjährigerKriegTillyPapenheim
Als „Magdeburger Hochzeit“ wird die Eroberung und vollständige Verwüstung der Stadt Magdeburg am 20. Mai 1631 durch kaiserliche Truppen unter Tilly und Pappenheim im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges bezeichnet.

Der Begriff geht auf einen Ausspruch Tillys zurück, der die kaiserlichen Truppen befehligte. Vorausgegangen war, dass die Stadt Magdeburg seit der Reformation die Zahlungen an den Kaiser verweigert hatte. Die Eroberung der Stadt wurde also als Hochzeit des Kaisers mit der Magd im Stadtwappen als Sinnbild der Stadt bezeichnet.

Am 20. Mai um 7 Uhr wurde die Stadt mit Geschützen beschossen.

„… Ab 9 Uhr rückten alle kaiserlichen Truppen dann vor. In der gleichzeitig abgehaltenen Ratsversammlung sprachen sich die städtischen Behörden für eine Kapitulation aus. Falkenberg, unterstützt durch die Geistlichkeit und die radikalen Schweden-Anhänger, hielt dagegen und kündigte das baldige Anrücken schwedischer Truppen an. Während seiner bereits eine Stunde andauernden Rede wurde das Heranrücken des Feindes zum Sturm auf die Stadt gemeldet; Falkenberg setzte die Rede jedoch fort. Nachdem der Türmer der Johanniskirche Sturm geblasen hatte, verließ der Ratsmann Otto Gerike die Sitzung, um sich vom Stand der Dinge zu überzeugen. Bereits in der Fischerstraße traf er auf plündernde feindliche Kroaten. Er kehrte in den Rat zurück und teilte das Eindringen des Feindes in die Stadt mit. …“

Die Stadt geriet schon am Vormittag in Brand. Man vermutet, dass Falkenberg befohlen hatte, die Stadt in Brand zu setzen, um sie dem Feind nicht heil zu überlassen.

„… Den Kaiserlichen galten die widerspenstigen Magdeburger Bürger als vogelfrei; die nie besoldeten und daher hemmungslos plündernden Landsknechte kümmerten sich nicht um die Feinheiten politischer Einstellungen der verschiedenen Parteien. Alle Häuser wurden ausgeraubt, die Frauen vergewaltigt, Tausende von Einwohnern ohne Rücksicht auf Alter oder Geschlecht totgeschlagen – was zwar nach Reichsrecht bei Todesstrafe verboten war, aber weder von der Soldateska noch von ihren Truppenführern beachtet wurde, wobei besonders die Truppen Pappenheims wüteten. Die Gräueltaten waren so zahlreich und in ihrer Ausführung so entsetzlich, dass sogar einige Angehörige der Kaiserlichen Armee darüber erschrockene Berichte verfassten. …“

Die Plünderungen und das Morden dauerten bis zum 25. Mai an, bei denen zwei Drittel der Einwohner ihr Leben ließen. Im Dom und Prämonstratenserkloster fanden bis zu 4.000 Menschen Zuflucht. Diese Gebäude durften nicht zerstört werden, denn sie sollten der Sitz des katholischen Erzbischofs werden.
Der kaiserliche General Pappenheim schrieb:

„Ich halt, es seyen über zwaintzig Tausent Seelen darüber gegangen. Es ist gewiß, seyd der Zerstörung Jerusalem, kein grewlicher Werck und Straff Gottes gesehen worden. All unser Soldaten seind reich geworden. Gott mit uns.“

Am 25. Mai feierte Tilly und die Kaiserlichen im Magdeburger Dom die erste katholische Messe nach der Reformation. Papst Urban VIII. brachte in einem Brief seine Freude über die „Vernichtung des Ketzernestes“ zum Ausdruck.

Quelle: Wikipedia – Bild: 2024 © Thomas Schuster Heiligenstadt


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