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Der Bauernkrieg in Duderstadt
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Sonntag 16 Mär 2025 · Lesezeit 3:15
Tags: DuderstadtBauernkrieg
Nachdem das Kloster Teistungenburg niedergebrannt war, zog der Bauernhaufen auf eine Wiese zwischen Duderstadt und Gerblingerode, um dort zu übernachten. Die Hauptleute des Haufens sowie Müntzer und Pfeiffer übernachteten in der Kirche von Gerblingerode. Da es kühl war, machten sie im Inneren ein Feuer. Hier war auch ein Teil des Schatzes Teistungenburgs versteckt, den die Bauern aber fanden.

Tags darauf schickten sie einen Boten nach Duderstadt:

„… Bauernhauptmann Pfannschmidt wurde in Duderstadt eingelassen, wo er den Rat zu einer Besprechung mit Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer nach Gerblingerode einlud. Paul Knoppe berichtete, daß „allda dieser Bürgermeister (Hesse) beide, Pfeifern und Alstedter (Müntzer) gefordert und zu ihnen gesagt: Ir Herrn, wer hat euch so kone (kühn) gemacht, daß ir mein gnedigsten Herrn von Mentz (Mainz) in sein landt ziehet, Kloster und Schloßer darin geblundert und verbrenndt one alle bewahrunge und wan es dazu keme solche scheden zu erfaren, wer wolt inen von ewert (euret) wegen gelten und erstatten? Darauf die Zwene Pfeifer und Altstedter sich bedacht und geantwurtt, der Schaden, den sie gethan und thetten, darfür wolten ire Herrn von Mulhausen steen, auch sagend, sie hetten woll 5 oder 600 Bürger aus Mulhausen und der Stat Mulhausen 4 Wagen Büchsen bei inen im Hauffen. Darauf der Bürgermeister von Duderstadt sich zu seinen Mitverwandten gewandt und zu inen sagte: Ir Herrn, das horet ir woll. Dabei er, Zeuge, gestanden und solche reden gehort ...“

Weiter erzählt Wolfgang Trappe:

„Auch in Duderstadt kam es zu innerstädtischen Tumulten, denen Kirchen und Höfe nicht entgingen. Es wurde geplündert und Spott mit Sakralgegenständen getrieben. Eine Religionsänderung, wie sie in Heiligenstadt verlangt worden war, hat es in Duderstadt jedoch nicht gegeben. Die Hinhaltetaktik des Rates zahlte sich aus. Formal schloß er mit den Bauernführern den verlangten „Bund“, um sie zum Abzug zu bewegen. Den tags zuvor in Gruppen in Duderstadt eingesickerten rauhen Bauerngesellen bereiteten viele Bürger einen freundlichen Empfang. Der unentschlossene Rat ließ sie gewähren. Manche hatten ihre Häuser verlassen und verfolgten das laute Treiben zwischen S. Cyriakus und S. Servatius. Handwerker ließen ihre Gewerke ruhen und beobachteten im Verein mit ihren Gesellen und Lehrbuben das bunte Spektakel, das fast einem Gauklermarkt gleichkam, wenn die Akteure nicht mit Dreschflegeln, Spießen, Gabeln, Sensen, kurzen Schwertern, Dolchen, Morgensternen und Äxten bewaffnet gewesen wären. Entsetzt über das Gebaren der Aufrührer, bekreuzigte sich so manches alte Weiblein.

Der eine oder andere trug an seinem Gürtel, der den einfachen leinenen Bauernkittel zusammenhielt, auch schon mal ein Stück erbeutetes Federvieh. Im Gegensatz zum Erscheinungsbild der Bürgerinnen und Bürger waren die Aufrührer armselig anzusehen. Ihr Schuhwerk war zerschlissen, Hosen und Kittel geflickt, so daß die Duderstädter meinten, der Männer einziger Schmuck wären die großen, an ihren Kappen und Hüten aufgesteckten, wippenden Vogelfedern. Die Gesichter ledrig, die Hände zerschunden, die Rücken selbst der jüngeren oft von harter Fronarbeit bereits gebeugt, ließ Bedauern aufkommen, ohne daß allgemeine Zustimmung für der Männer Aufstand laut wurde. Müntzer und Pfeiffer hatten ihnen gesagt: „In Christo, in der Tat, die Obrigkeit ist unchristlich mit euch umgegangen!“

Wie in Heiligenstadt musste sich Duderstadt wegen der wohlgesonnenen Aufnahme für schuldig erklären. In einem Brief an den Herzog Heinrich von Braunschweig hieß es:

„… daß Rat und Bürgerschaft wider die aufrührerische Bauernschaft sich nicht wie Feinde, sondern Freunde verhalten haben“.

Nach der Niederlage in Frankenhausen wurden beide Städte bestraft. Heiligenstadt traf es besonders hart.

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Quelle: Wolfgang Trappe: „Erzähltes Alt-Eichsfeld“ – Bild: Duderstadt - Steintor nach einer Zeichnung 1936



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