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Das Grabmal des Severus in Erfurt
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Thüringen · Sonntag 29 Dez 2024 ·  3:15
Tags: SeverikircheErfurt
Erfurt gehörte ehemals auch wie das Eichsfeld zum Kurfürstentum Mainz. Die Staatskanzlei war das kurmainzische Verwaltungsgebäude. Deswegen gibt es in Erfurt auch viele katholische Kirchen.

In der Severikirche neben dem Dom befindet sich das Grabmal eines Bischofs mit zwei Frauen. Was hat es damit auf sich? Hier die Geschichte:

Die Geschichte des hl. Severus

Bevor der hl. Severus zum Bischof geweiht wurde, führte er ein einfaches und bescheidenes Leben als armer Laie. Er war verheiratet mit Vincentia und hatte eine Tochter namens Innocentia. Die Familie verdiente ihren Lebensunterhalt mit Spinnen, Weben und der Verarbeitung von Wolle, weshalb Severus unter den Leuten als "der Wollpflücker" bekannt war. Trotz ihrer Armut lebte die Familie zufrieden und in Harmonie.

Eines Tages starb der Bischof von Ravenna, und es sollte ein Nachfolger gewählt werden. Dazu versammelten sich die geistlichen Würdenträger und die Vornehmen der Stadt. Alle wurden aufgefordert, drei Tage lang zu fasten und sich innerlich auf die Wahl vorzubereiten, um Gottes Willen zu erkennen.

Auch Severus scherzte gegenüber seiner Frau: „Ich hätte Lust, in die Kirche zu gehen, um mir den neuen Bischof anzusehen.“ Vincentia lachte spöttisch: „Ja, geh nur! Deine zerlumpten Kleider werden sich hervorragend unter den prächtigen Gewändern aus Samt und Purpur der Vornehmen machen. Vielleicht hören sie sogar auf deinen Rat!“ Sie fügte neckend hinzu: „Bleib lieber daheim und zupf die Wolle. Zum Bischof werden sie dich bestimmt nicht wählen.“

Doch Severus ließ sich nicht beirren. Er ging in die Kirche und fand, trotz seiner einfachen Kleidung, einen Platz in der Nähe des Fürsten von Ravenna. Als die Versammlung um ein Zeichen Gottes betete, erschien eine weiße Taube und ließ sich auf dem Haupt von Severus nieder. Die Menschen waren erstaunt: Manche sahen darin Gottes Wahl, andere spotteten und meinten, ein einfacher Mann wie Severus könne kein Bischof werden. Einige wollten ihn sogar aus der Kirche werfen.

Da die Meinungen gespalten blieben, wurde die Wahl vertagt. Am nächsten Tag verbarg sich Severus bescheiden in einer dunklen Ecke der Kirche, doch erneut erschien die Taube und ließ sich auf seinem Haupt nieder. Auch am dritten Tag wiederholte sich dieses göttliche Zeichen. Schließlich riefen die Anwesenden einstimmig: „Wen könnten wir gerechter erwählen als den, den Gott selbst auserkoren hat?“

Obwohl Severus sich sträubte, wurde er zum Bischof geweiht. Als Vincentia die Nachricht erhielt, lachte sie laut und scherzte: „Ja, ja, das habe ich mir schon gedacht! Severus wird ein vorzüglicher Bischof sein.“ Doch als sie ihren Mann im Bischofsornat sah, wurde sie andächtig und betete für ihn und für sich selbst.
Severus nahm seine neue Aufgabe mit Demut und Hingabe an. Er wurde ein heiliger Bischof, dessen Güte und Gelehrsamkeit weit über die Grenzen Italiens hinaus bekannt wurden. Er wirkte zahlreiche Wunder und spielte eine bedeutende Rolle im Konzil von Sardonia, wo er zur Festigung des christlichen Glaubens beitrug.

Nach dem Tod seiner Frau Vincentia und seiner Tochter Innocentia ließ Severus beide in einem gemeinsamen Grab bestatten, das er auch für sich selbst bestimmt hatte. Als seine Lebenszeit zu Ende ging, feierte er noch einmal die heilige Messe, trat dann in das Grab und übergab seine Seele in die Hände Gottes.

Die Gläubigen, die dieses Ereignis miterlebten, erkannten darin ein großes Wunder und priesen Gott, der ihnen in Severus einen heiligen Hirten geschenkt hatte.

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Quelle: Eigene Aufzeichnungen - Bild: Grabplatte des Severus © Thomas Schuster



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