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Das Ende des Ewigen Rates Mühlhausens, Pfeifers und Münzers (2/2)
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Thüringen · Samstag 01 Feb 2025 ·  4:45
Tags: Bauernkrieg
Münzer wurde nach seiner Gefangennahme in einem Turm der Festung Heldrungen gesperrt und gefoltert. Auch er wurde „… ins Lager vor Mühlhausen geholt, um hier, an dem Wagen festgeschmiedet, enthauptet zu werden. Als er im Ring war, da traten sie vor ihn hin, die Fürsten, und Herzog Georg machte sich zuerst daran, dem Reformator beichtväterlich zusprechen und ihn bekehren zu wollen. „Laß dir leid sein, Thomas“, hub er an, „daß du deinen Orden verlassen hast und die Kappen ausgezogen und ein Weib genommen.“ Und der junge Landgraf fiel ein: „Münzer, laß dir das nicht leid sein; sondern laß dir das leid sein, daß du die aufrührerischen Leute gemacht hast, und traue dennoch Gott, er ist gnädig und barmherzig, er hat seinen Sohn für dich in den Tod gegeben.“

Da erhob sich der Angeschmiedete; weder die greulichen Martern der Folter und der Haft noch der Anblick des Todes hatten die Kraft dieses Geistes zu lähmen oder zu brechen vermocht. Laut und zusammenhängend sprach er im Ring. Er gestand, daß er „allzu Großes, daß er über seine Kräfte Gehendes gewagt habe, und redete den Fürsten ernst ins Gewissen, mit Vermahnung, Bitte und Verwarnung, daß sie den armen Leuten, ihren Untertanen, nicht mehr so gar hart sein sollen, so dürfen sie solcher Gefahr nicht mehr gewärtig sein. Sie sollen fleißig in den heiligen Schriften lesen, zumal in den Büchern Samuelis und der Könige, dort werden sie Beispiele genug finden, was Tyrannen für ein Ende nehmen, und darin mögen sie sich wohl spiegeln.“

„Nach dieser Rede schwieg Münzer und erwartete den tödlichen Streich. Herzog Heinrich von Braunschweig, der wähnte, ein Geist wie Münzer, mit solchen Überzeugungen und Grundsätzen, werde, wie es Brauch war, wie ein anderer armer Sünder das Kredo vorher noch herbeten, und meinte, die Todesfurcht nur lasse ihn die Worte nicht finden, betete ihm den apostolischen Glauben vor. Dann fiel der Streich, sein Rumpf wurde gespießt, der Kopf am Schadeberg auf einen Pfahl gesteckt, Pfeifers Kopf am hohlen Weg nach Bollstedt zu, wo der letztere noch lange Zeit zu sehen war.

So war Münzers Leib getötet, gewaltsam gebrochen das noch jugendliche Gehäus eines der kühnsten Geister, ehe dieser in sich die läuternde Krise durchgemacht, ehe er ins Mannesalter gereift war; ein größerer Verlust für das deutsche Volk als für ihn. Luther, der Münzers Benehmen richtig faßte und „keine Spur von Reue, nichts als Trotz und Verstocktheit bis ans Ende" an ihm sah, konnte seine Schadenfreude über sein Schicksal in Heldrungen und über seinen Ausgang durchs Henkerschwert nicht verhalten. Er vergaß, daß das äußere Ende vor Denkenden weder Licht noch Schatten auf eine Persönlichkeit zu werfen vermag, daß die Geschichte bald die Edelsten, bald die Verworfensten auf dem Schafotte zeigt und daß, was der Lebensstrom der neuen Zeit wurde, Blut war, auf einer Schädelstätte vergossen. Noch lange nach seinem Tode hatte Münzer „einen großen Anhang heimlicher Jünger in Thüringen, die ihn als einen frommen, gottesfürchtigen Mann ehrten und seine hitzigen Episteln als eines heiligen Mannes Werk entschuldigten, der es aus einem göttlichen Eifer getan, dessen Geist und Wort niemand urteilen könne“.

Der Name Münzer ist eng mit dem Bauernkrieg in Thüringen verbunden. Der Bauernkrieg, der nur eine winzige Zeitspanne unserer Geschichte einnahm, ist in vielen Stätten und Gebäuden verewigt. So trägt das Kulturhaus in Geismar den Namen des Kämpfers „Florian Geyer“. Geyer war ein fränkischer Reichsritter und Truppenführer des Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Ansbach und Diplomat. Er übernahm im Bauernkrieg 1525 die Führung des Schwarzen Haufens.

Zimmermann schreibt im Abspann über die beiden Bauernführer:

„… Grausam ist weder Pfeifer noch Münzer gewesen; habsüchtig war keiner von beiden. Beide sind, urkundlich, arm gestorben. Kein Blut ist geflossen durch sie, weder durch Pfeifer noch durch Münzer, solange sie in und um Mühlhausen die Oberhand hatten. Zu allen Zeiten ist die Reaktion grausamer gewesen als die Revolution; und selbst wenn die Mitschuld Münzers an einigen Hinrichtungen erwiesen wäre, wie sie es nicht ist, so wäre das gegenüber der Rache der Herren ein Tropfen neben einem Eimer voll Blut.

Durch die Verurteilung Mühlhausens zu dem schweren Schadengeld und Strafgeld und Erbschutzgeld wurden gerade diejenigen getroffen, welche der Volksbewegung entgegen gewesen waren, die reichsten Bürger der Stadt. Der Syndikus von Ottera aber erhielt zum Lohn für seine Taten von den Fürsten eine Erhöhung: Er wurde als fürstlicher Schultheiß über die Stadt und über die Dörfer gesetzt.“

Über die Bestrafungen der Städte Heiligenstadt und Duderstadt gehe ich in einem anderen gesonderten Beitrag ein. Heiligenstadt wurde ebenfalls stark bestraft und ihrer Wehrhaftigkeit beraubt. Viele Privilegien wurden wieder genommen. Sie waren Bestandteil der „Albertinischen Verordnung“, auf die ich auch noch eingehen werde.
Der Zug durch das Eichsfeld, der nur wenige Tage dauerte, hat immensen Schaden für einige Burgen, Klöster und Sitze gesorgt. In den Chroniken wurde die Geschichte verzeichnet. Hauptverlierer war die Familie von Westernhagen, die Burg Westernhagen, die Harburg, das Zisterzienserkloster Worbis und weitere Gebäude, die nicht wieder errichtet wurden.
Größerer Schaden ist aber den Bauern zugefügt worden, egal ob an den Plünderungen beteiligt oder nicht. Sie mussten für den Schaden noch jahrzehntelang aufkommen.



Quelle: Eigene Aufzeichnungen, Wilhelm Zimmermann: „Der große Deutsche Bauernkrieg“ - Bild: Thomas Münzer



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