Das Ende des Ewigen Rates Mühlhausens, Pfeifers und Münzers (1/2)
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Thüringen · Freitag 31 Jan 2025 · 3:45
Tags: 500, Jahre, Bauernkrieg
Tags: 500, Jahre, Bauernkrieg
Nach der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525, dass mit der Niederlage des Bauernheeres endete, richtete sich das Fürstenheer gegen Mühlhausen, Heiligenstadt und Duderstadt, um sie für ihre Teilnahme zu bestrafen. Gehen wir heute auf Mülhausen ein:
„… Zu Schlotheim vereinigten sich Kurfürst Johann und sein Sohn und bald darauf auch Philipp und Otto von Braunschweig mit den verbündeten Fürsten, und Mühlhausen, das seit dem Abend des 19. Mai berannt war, wurde nun auf drei Seiten belagert. Die Dörfer wurden niedergebrannt. In der Stadt, in der Pfeifer befehligte und 1200 Bürger in Waffen und mit Vorräten auf lange versehen waren, zeigte sich schon auf das erste Schreiben der Fürsten, worin sie, unter Zusage der Schonung aller Unschuldigen, unbedingte Unterwerfung und die Auslieferung der Rädelsführer verlangten, bei einem Teil der Bürger Neigung zu Unterhandlungen. Diese wuchs, als Bresche geschossen und der Sturm vorbereitet wurde. Pfeifer widersetzte sich, so sehr er konnte, und von den gutgezielten Schüssen der Verteidiger fiel mancher im fürstlichen Lager. Als aber kein Entsatz kam, als die Partei, die „lieber sich mit Gnaden strafen lassen, als mit Ungnaden Leib und Gut samt der Stadt verlieren wollte", die Oberhand erhielt und mit dem Kurfürsten von Sachsen Unterhandlungen anknüpfte und er alles verloren sah, entwich er in der Nacht des 24. Mai mit 400 seines Anhangs heimlich aus der Stadt, um zu den Oberfranken sich durchzuschlagen. …“
Auch viele Einheimische verließen fluchtartig die Stadt, um einer Bestrafung zu entgehen. Da nun die Hauptbedingung der Fürsten, die Auslieferung der Rädelsführer und Beteiligten, nicht mehr erfüllt werden konnte, beschlossen sie um Gnade zu flehen:
„… Sie sandten an diesem Tage, es war Himmelfahrt, der 25. Mai, 600 ihrer Frauen mit zerrissenen Kleidern, nackten Füßen und fliegenden Haaren und 500 Jungfrauen mit Wermutkränzen auf dem Haupt hinaus ins Fürstenlager, um Gnade zu erflehen und den Fürsten ihren eigenen Brief zu überreichen, worin sie der reuigen Stadt zugesagt, aller Unschuldigen zu schonen. Frau Viebich machte die Sprecherin. Die Fürsten speisten sie mit Brot und Käse, erneuerten ihnen diese Zusage und erklärten ihnen nur, daß die Bürger selbst kommen müssen. Und die Bürger kamen heraus, barhaupt und barfuß, mit weißen Stäben in der Hand, in langem Zug, beugten dreimal vor den Fürsten ihre Knie und überlieferten ihnen gegen die schriftliche Zusage der Gnade die Schlüssel der Stadt. Sobald aber das fürstliche Kriegsheer „in dem Erzketzernest“ war, legten sie den Bürgern auf, alle Waffen auszuliefern, der ewige Rat wurde abgesetzt, der alte wiederhergestellt, Bürgermeister Sebastian Kühnemund am Leben gestraft, mit ihm eine Reihe Bürger, wie der Zufall oder Privathaß sie aufgriff, ohne Urteil und Recht. Die Außenwerke der Stadt wurden der Erde gleich, die alte Reichsstadt zu einer Fürstenschutzstadt gemacht, ihr 300 Goldgulden als jährlicher Tribut an jeden der Fürsten auferlegt, dazu die Entschädigung aller Edelleute im Eichsfeld und Schwarzburgischen; alle Waffen, Pferde, Schätze aus der Schatzkammer wurden genommen und die völlige Ausplünderung und Zerstörung nur durch 40.000 Gulden Brandschatzung abgekauft.“
Ein besonderes Ereignis ist noch wert, erwähnt zu werden. In Mühlhausen war Münzers Familie und schwangere Ehefrau:
„Hier, im Fürstlichen Lager von Mühlhausen, war es, wo ein Ritter vor Münzers unglücklicher, schwangerer junger Frau öffentlich hinkniete und an sie begehrte, daß sie sich seinem Gelüste ergebe. Da mußte wohl selbst Luther ausrufen: „Ich habe beides gesorgt, wurden die Bauern Herren, so wurde der Teufel Abt werden, würden aber solche Tyrannen Herren, so würde seine Mutter Äbtissin werden.“
Pfeifers Flucht war nicht von langer Dauer, er wurde auf dem Weg zu den fränkischen Bauern im Amt Eisenach gefangen genommen. Verwundet wurde er mit weiteren 92 Bauern nach Mühlhausen gebracht, „… hier sogleich mit ihnen zur Enthauptung verurteilt und mit ihnen hingerichtet. Er verschmähte Beichte und Sakrament und starb lautlos, ohne Furcht und ohne Reue, mit der Todesverachtung eines Kriegsmannes, sein letzter Blick Trotz gegen die Feinde.“
Morgen folgt der zweite Teil

Quelle: Wilhelm Zimmermann: „Der große Deutsche Bauernkrieg“ mit Bild