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Chausseen
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Sonntag 29 Jun 2025 · Lesezeit 3:15
Tags: ChausseenKunststraßenFernstraßen
Als „Chaussee“ - in alten Schriften auch „Kunststraße“- bezeichnet man eine gut ausgebaute und geplante Landstraße. Der Name stammt aus Frankreich und beruht auf das galloromanische „via calciata“ (via = Straße und calciāre = mit den Füßen treten).
Heute sind im Eichsfeld noch die Namen „Mühlhauser-, Nordhäuser-, Göttinger und Kasseler Chaussee ein Begriff. Heiligenstädter kennen den Namen Udersche-, Geisleder- und Alte Chaussee.

Während die alten Heer- und Handelsstraßen geschützt und oftmals auf den Bergkämmen verliefen, wurden die Chausseen geradlinig im Tal angelegt. Sie zeichneten sich durch ein mit leichter Wölbung angelegtes Entwässerungssystem aus und waren befestigt. An diesen Chausseen wurden dann die preußischen Meilensteine aufgestellt, wie wir sie an den Straßen von Heiligenstadt nach Uder, Göttingen, Geisleden und Leinefelde finden.
Wie ihr schon richtig vermutet habt, kam der Neubau der Chausseen von Napoleon (1807-1813) zu uns nach Deutschland und damit auch ins 8. Harzdepartement Eichsfeld.

Da der Bau sehr kostspielig war, wurden entlang der Chausseen die Chausseehäuser für die Chausseegeldeinnehmer errichtet. Die Maut gab es schon damals in Deutschland. Diese Häuser standen ca. 1-2 Stunden voneinander entfernt. Der Chausseewärter war für den Straßenzustand verantwortlich und dem Chausseebaumeister und dem Wegebauinspektor unterstellt. Nicht nur in den Orten des Eichsfeldes wurden die Stadttore und Mauern an den Straßen abgerissen. In Heiligenstadt wurden um 1810 alle drei Stadttore entfernt.

Zwei Chausseehäuser sind noch erhalten, dass in Heiligenstadt am Leineberg/Geisleder Tor und das Haus hinter der Ankermühle vor Geisleden. Dazu lesen wir in der Geisledener Chronik:

„… Einen festen Ausbau oder sagen wir: die moderne Chaussierung erhielt diese berühmte Straße erst 1790. Da die Kosten sehr hoch waren, mußten die anliegenden Gemeinden jährlich eine ansehnliche Summe Chausseegeld bezahlen, Geisleden z. B. 1803 39 R. 4 Sg. 6 Pfg (39 Reichstaler, 4 Silbergroschen und 6 Pfennige).
Außerdem waren Schlagbäume vorhanden, unterm Dorf beim „Chausseehause“ und überm Dorfe auf halber Höhe hinter dem Hardtgrunde, da, wo jetzt der Meilenstein steht. (Gemeint ist der Meilenstein vor Kreuzebra). Der letzte Chausseegeldeinnehmer im Chausseehause unter dem Dorfe hieß Karl Harpke. Er endete 1866 durch Selbstmord. Ein neuer Zöllner wurde nicht wieder angestellt, die Schranke fiel. Wann die Sperre hinter dem Hardtgrund eingegangen ist und wann das Haus abgebrochen wurde, konnte nicht festgestellt werden, wohl aber erinnern sich alte Leute, daß die Steine dieses Hauses auf den Langenberg gefahren worden sind, um sie 1852 zum Neubau der Marienkapelle zu verwenden. …“

Jetzt kommen wir zur Bedeutung der Mainzer Brücke:

„… Im Anker zweigte „die Alte Poststraße“ nach Flinsberg ab. Sie führt über die Kurtsbrücke, unter der noch rechts und links das Mainzer Rad als Wappen des Landesherrn prangt und die Jahreszahl 1567 zu lesen ist. Im Volksmund heißt die Straße „der Karrenweg“, weil die Post oft mit zweirädrigen Karren dort passierte. Vom Anker aus nahmen auch die schweren Lastfuhrwerke, die fast täglich auf der großen Landstraße verkehrten, Vorspann bis zur Wasserscheide auf der Eberhöhe. Es war ein malerisches Bild, wenn Wagen mit 20 Pferden bespannt durchs Dorf fuhren. Gewöhnlich liehen Aschoffs, Schulzens an der Chaussee und Giesens die Vorspannpferde. Mit dem Bau der Halle-Kasseler Eisenbahn 1866/67 hörten diese mittelalterlichen Karawanenzüge auf. …“

Anmerkung: Wie ihr bereits gemerkt habt, wurde der Bau schon vor der napoleonischen Zeit begonnen. Auch Johann Wolf berichtete 1800 von der „Kunststraße“ nach Uder. Die Straßen wurden in Kurmainzer Zeit begonnen, aber als Fernstraßensystem von Preußen und Franzosen ausgebaut. Heiligenstadt lag an der wichtigen Heer- und Handelsstraße zwischen Kassel und Erfurt.

Quelle: Eigene Aufzeichnungen, Ortschronik Geisleden 1998 – Bild: Chausseehaus in Geisleden 2025 mit alter Ansicht © Thomas Schuster Heiligenstadt


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