Burg Westernhagen 1525
Heute lassen wir mal Max von Westernhagen zu Wort kommen, denn seine Familie hatte besonders zu leiden. Seine Stammburg, Burg Westernhagen, ist heute vielen unbekannt. Sie war eine Niederungsburg und lag bei Berlingerode. Erhalten geblieben ist nur eine schöne Sage vom geretteten Kind mit Namen Heinrich, dessen Bild in der Chronik abgebildet ist.
Die Besitzungen der Familie lagen auf dem Weg des Bauernheeres nach Duderstadt. Richtung Hundeshagen lag auch die Burg Osternhagen. Beide Familien stammen von dem Geschlecht der Hagen in Rüdigershagen und Deuna ab. In seinem Bericht: „Der Bauernkrieg auf dem Eichsfelde im Jahre 1525“ schrieb er:
„Der Hauptanstifter und Urheber des Bauernkrieges auf dem Eichsfelde war Heinrich Pfeiffer, auch Schwertfeger genannt, ein aus dem Kloster Reifenstein entlaufener Mönch, unter dessen Leitung so vieles Blut vergossen, so viele Schlösser des Adels und so viele Klöster geplündert und verheert worden sind.
Auch das Stammschloß der von Westernhagen, sowie ihre Rittersitze in Berlingerode, Teistungen, Bleckenrode, Ecklingerode und viele andere Besitzungen derselben wurden ein Raub der Flammen. Von Reifenstein hatte er sich zunächst nach Mühlhausen in Thüringen gewandt, woselbst er unter den aufrührerischen Bewohnern dieser Stadt großen Anhang fand und seine blinde Wut gegen Bischöfe, Pfaffen, Mönche und Nonnen richtete. Dort gesellte sich zu ihm Thomas Münzer, ein Pfarrer aus Allstedt.
Beide hatten dieselben Grundsätze und dieselben Absichten; die Obrigkeit abzusetzen, den Adel und die Geistlichkeit zu vertreiben, ihre Höfe und Klöster zu plündern und die Bauern von allen Abgaben frei zu machen. Dies predigten sie in Mühlhausen dem zugelaufenen Bauernvolke vor. Dies schrieben sie in der ganzen Nachbarschaft aus und luden jedermann ein, nach Mühlhausen, als dem Sammelplatze, zu kommen und sich mit ihnen zu vereinigen.“
Der Zug durch das Eichsfeld ist die Idee Pfeiffers gewesen, denn Münzer hatte andere Pläne.
„… Da drohte jener, diesem selbst zu Leibe zu geben, wofern er das Volk abhalten wollte, einen Zug mitzumachen, welchen ihm Gott eingegeben hätte; denn es habe ihm geträumt, er hätte aus einer Scheuer, die voller Mäuse gewesen, alle insgesamt vertrieben. Durch die Mäuse würde der Adel in Thüringen und auf dem Eichsfelde verstanden, welche er auszurotten von Gott bestimmt sei. Diesem prophetischen Gesuch und einer so natürlichen Auslegung desselben durfte sich Münzer nicht länger widersetzen, sondern mußte ihn mit zwei Haufen ins Eichsfeld ziehen lassen. Er aber nahm mit dem dritten Haufen seinen Weg nach Langensalza, Schlotheim und Volkerode, überall brennend und sengend.“
Auf dem Weg nach Heiligenstadt plünderten und zerstörten sie die Klöster Zella, Anrode, Beuren, Teistungenburg, Worbis und Reifenstein. Von den Burgen sind die Harburg, der Scharfenstein und die Burg: „Westernhagen“ geplündert und verwüstet worden. In den Denkwürdigkeiten der Stadt Worbis von Johann Wolf heißt es:
„Nachdem das wilde Heer die Stiftsgeistlichen zu Heiligenstadt, die Herren von Westernhagen und das Kloster Teistungenburg schrecklich heimgesucht hatte, machte Münzer bekannt, er müsse nun nach einer im Traum gehabten Anzeigung gen Sonnenaufgang ziehen.“
Münzer und Pfeiffer wandten sich nun mit ihren Scharen gen Frankenhausen unter dem Kyffhäuser. Bis dahin waren die Waffen der Bauern immer siegreich gewesen; sie hatten aber auch nur wider leere Klöster und adlige Schlösser und Höfe zu kriegen gehabt. …“
„In der von Westernhagenschen Familienchronik wird erzählt, daß bei der Zerstörung der Burg ein Kind, welches den Namen „Heinrich“ hatte, nur dadurch gerettet worden sei, daß seine Wärterin sich mit demselben in die Kapelle geflüchtet, den Abendmalskelch ergriffen und schützend über das Kind gehalten habe; die Bauern, welche alles zerstört hätten, wären hierdurch bewogen worden, des Kindes Leben zu schonen. …“
Leider sind von der Burg keine Zeichnungen mehr erhalten. An der Stelle befindet sich eine Infotafel und eine Waldschänke. Die Familie war sehr einflussreich.

Quelle: Max von Westernhagen: „Geschichte der Familie von Westernhagen auf dem Eichsfelde“ – 1909 (Reprint 2003)