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Bannschule und das Reichsausbildungslager auf der Alten Burg
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Heiligenstadt · Dienstag 18 Jun 2024
Tags: AlteBurgBleibe
Auf der Alten Burg befand sich ab 1937 eine Bannschule. Der Eichsfelder Bann 222 bildete gemeinsam mit den Bannen 221 (Mühlhausen), 223 (Sondershausen) und 95 (Gotha) den Oberbann III des Gau Thüringens.

In einer Bannschule wurden Jungen ab dem 10. Lebensjahr auf den Kriegsdienst vorbereitet:

„Die seit März 1939 gesetzlich vorgeschriebene „Jugenddienstpflicht“ verpflichtete alle Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren, in die für sie vorgesehene Unterorganisation der HJ einzutreten, wo an zwei Tagen pro Woche „Dienst“ zu leisten war.“

Im Mittelpunkt standen körperliche und ideologische Schulungen, Wanderungen, Märsche sowie körperliche Übungen im Freien. Während der sozialistischen Zeit 1945 - 1989 gab es Wehrkundeunterricht, Wehrlager auf dem Forsthaus, Zivilverteidigung für Mädchen und Wanderungen mit Unterricht für Topografie und Überlebenstraining.

Schon sehr früh erkannte man, dass Lehrer und Pädagogen eine große Rolle in der Entwicklung der Jugend spielten:

„Für das Führungskorps in der NS-Hierarchie, vor allem deren mittlere und untere Ebene, spielten die pädagogischen Fachkräfte eine große Rolle. So waren 1937 sieben Lehrer Gauleiter und stellvertretende Gauleiter, 78 Kreisleiter sowie 2668 Ortsgruppen- und Stützpunktleiter der NSDAP.“

Im Jahre 1940 begannen die Planungen für ein Reichsausbildungslager der Hitlerjugend ebenfalls unterhalb der Elisabethhöhe neben der Bannschule. 1943 wurde das Lager fertiggestellt und konnte bis zu 480 Jungen in den 14 Baracken unterbringen. Hier wurden die jungen Männer auf den Dienst in der SS vorbereitet. Sie kamen aber nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den besetzten Ländern. 1944 wurden mehrere Stationen des Kreuzweges auf der Elisabethhöhe sehr wahrscheinlich von den Jungen zerstört.
Nicht nur Jungen übernachteten hier, sondern auch junge Frauen und Mädchen verbrachten hier ihren Urlaub. Unter der Überschrift: Bei den Thüringer Mädeln in Freizeitlagern und den Schlagzeilen:

Nachdenkliche Reisegedanken – Die Alten können vor Neid erblassen – heute Reise und Erholung als Allgemeingut lesen wir:

„Sommerfrischen, Bäder und Kurorte haben hohe Zeit. KdF. ist mit seinen Reisen, Fahrten und Wanderungen auf Volltempo eingestellt. Millionen Deutsche genießen Erholung und erleben die deutsche Heimat an Seen, in Wäldern und in gutgepflegten Kuranlagen. Jeder schaffende Deutsche erhält einen gesetzmäßig begründeten und verdienten Urlaub. Und was die Jugendführung für ihre Schutzbefohlenen tut, könnte uns, die wir an diesem einzigartigen Werk er Lebensfreude und jungen Kameradschaft nicht mehr aktiv teilhaben können, mit Neid erfüllen. …“

Im BDM-Freizeitlager Heiligenstadt

„Da für die Lager der Mädel die bei den Jungen so beliebten Zelte nicht in Frage kommen, so bietet hier die Unterbringung und Verteilung mehr Schwierigkeiten. Ihnen dienen daher die Bannschulen, die Jugendherbergen oder andere geeignete Gebäude der Bewegung als Lagerheim. Für das Eichsfeld bietet die im vorigen Jahr von de Jungen auf dem Gelände der Alten Burg, am Fuße der steil aufragenden Elisabethhöhe, errichtete Bannschule den Mädeln des BDM ein idyllisches Heim.
Eine seltene Romantik umweht dieses Haus auf der wuchtigen Anhöhe zwischen Äckern, Weiden und urwüchsigen knorrigen Eichen und Buchen. Unter den 30 Lagerinsassen befinden sich wohl nur 5 vom BDM.

Die anderen sind Gäste, meist Jungarbeiterinnen aus den Fabriken Erfurts, die zum ersten mal die Gemeinschaft des BDM genießen und begeistert sind. Von den neuen Lebensidealen, die ihnen erschlossen worden sind.

Da sie nach 5 tagen auch schon die beschwingten Weisen der Jugendbewegung beherrschen, beweist ihr rasches Einleben in die ihnen bisher fremde und nun so herrlich empfundene junge Kameradschaft.

Welche Eltern können für sich behaupten, ihren Töchtern so vielseitig nutzbringende und inhaltsreiche Ferientage bieten zu können oder jemals geboten zu haben?
Wie ein Rudel junger Rehe sprangen sie jodelnd und singend durch den Wald, und das „Auf Wiedersehen“ klang noch lange nach.“

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Quelle: Saskia Müller, Benjamin Ortmeyer: Die ideologische Ausrichtung der Lehrkräfte 1933–1945; Jenaer Volksblatt vom 6. August 1938 – Bild: Fundus Wilbert Weinrich Heiligenstadt



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