Aus dem Archiv: Vor 900 Jahren Fretterode urkundlich erstmals erwähnt
„Einer adligen Dame und späteren Ordensfrau, Lucia genannt, verdanken die Fretteröder, daß sie nun die 900jährige urkundliche Ersterwähnung des Dorfes feiern können. Genau genommen freilich nicht ihr, sondern dem glücklichen Umstand, daß die Urkunde aus dem Jahre 1089, da Lucia dem Ort Frithewarderoth (Fretterode) nebst drei Pächtern, der Kirche und 4,5 Hufen Acker dem Kloster Helmarshausen in Westfalen bei ihrem Eintritt in selbiges schenkte, erhalten blieb. Leer aus ging sie dabei allerdings nicht, bekam jährlich „20 Mark echten Silbers von unserer Kirche, ferner zwei Stiftspfründe unter Brüdern sowie 20 Malter Frucht und ebenso jährlich zwei Schweine“, wie Abt Thiermar in besagter Urkunde schreibt.
Dem Kloster Helmarshausen blieb Fretterode bis 1253 zu eigen, wechselte dann mehrfach den Besitzer, bis es schließlich im 14. Jahrhundert an die Hansteiner kam, durch deren Übertritt zum protestantischen Glauben noch zu Lebzeiten Luthers Fretterode evangelisch wurde. Daß die damaligen Bewohner der „Rodung des Frideward" (so wird der Ortsname gedeutet) in die 1602 gegossene Glocke der evangelischen Kirche die Inschrift „Erhalte uns o Herr den Frieden“ einbringen ließen, geschah gewiß nicht ohne Grund. Fehden derer von Hanstein zogen auch das Dorf und seine Bewohner in Mitleidenschaft. Seiner versteckten Lage zwischen Schierbach, Hansenwinkel und Dürrnberg war es wohl zuzuschreiben, daß der Ort im Dreißigjährigen Krieg nicht zerstört wurde. Doch Not und Elend gingen an dem Dorf nicht vorbei: drückender Frondienst für die Hansteiner, Einquartierungen während der napoleonischen Fremdherrschaft, Mißernten und schlechte Verdienstmöglichkeiten, die von 1850 bis 1900 72 Fretteröder nach Amerika auswandern ließen, Inflation, Weltwirtschaftskrise und der zweite Weltkrieg, dem 18 Männer und eine Frau aus Fretterode zum Opfer fielen.
Davon erzählen die Aufzeichnungen, daran erinnert die zum 900jährigen Jubiläum von Werner Mühlhausen, Hermann Rühling und Margret Buschmann zusammengestellte Chronik. Aber die Geschichte Fretterodes ist auch die Geschichte einer stets aufgeschlossenen, überaus fleißigen und strebsamen Dorfgemeinschaft, die 1849 mit 420 Bürgern die höchste Einwohnerzahl erreichte. Gemeinsam packte man zu, als es galt, 1923 den Ort an das elektrische Stromnetz anzuschließen und zwei Jahre später die Wasserleitung zu bauen. Und mit vereinten Kräften gingen die Fretteröder nach 1945 daran, ihrem Dorf ein neues Gesicht zu geben, die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Besseren zu wenden.
1952 bauten sie eine Konsum-Verkaufsstelle, 1953 gründeten sie eine LPG, eröffneten 1968 an der Kreisstraße eine Verkaufsstelle, erneuerten Straßen und Gehwege, schufen 1974 ein Feuerwehrgerätehaus und drei Jahre darauf eine Friedhofshalle, errichteten schmucke Eigenheime, die zusammen mit rekonstruierten Fachwerkbauten sowie den beiden Kirchen und dem staatlichen Pflegeheim als den drei markanten Punkten des Dorfes das Ortsbild prägen. Im alten Schulgebäude am Kirchüber richteten sie 1987 einen Kindergarten mit 15 Plätzen ein, der in diesem Jahr, zum DDR-Jubiläum, einen Spielplatz erhalten soll. Vieles wurde in Vorbereitung des Dorfjubiläums getan, u, a. die VEG-Scheune zur Festhalle umgebaut. Fretterode - mit lediglich 192 Einwohnern ein kleines Dorf, in welchem der Fleiß jedoch zu Hause ist. Das belegt nicht zuletzt die Auszeichnung durch den Rat des Bezirkes im Jahre 1988.“
Quelle: Thüringer Tageblatt 1989, E. B. – Bild: Fretterode vom Hasenwinkel 2020 © Thomas Schuster Heiligenstadt