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Aus dem Archiv: In einem Artikel vor 20 Jahren wurde über die Märchen von Theodor Storm berichtet
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Heiligenstadt · Mittwoch 18 Dez 2024 ·  2:00
Tags: TheodorStorm
„Als der Dichter Theodor Storm sein letztes Weihnachten 1863 in Heiligenstadt verbrachte, erkrankte er und seine Frau an den Masern und musste das Bett hüten. In der verhangenen Stube schrieb er „auf der Mappe trotz dem Doktor unaufhaltsam, ein Märchen von 49 Postpapierquartseiten ‚Die Regentrude’; in zwölf Tagen (drei lag ich nur im Bett, Constance sechs) hatte ich es auch schon überarbeitet und selbst ins reine geschrieben, aber das zweite Märchen ‚Bulemanns Haus’ war schon wieder fertig in meinem Kopf und verlangte mit Ungestüm leibhaftige Gestaltung. Gestern ist nun auch das, nur wenig kürzer, beendet ... Dann aber steht schon wieder ein drittes Märchen ‚Der Spiegel’ vor mir und verlangt nach festen Zügen ...“

Von seiner neuen Schöpfung berichtete er am 18.1.1864 dem Freund Hartmut Brinkmann stolz. Selbstbewusst wie er war, gab Storm seiner Dichtung im Brief an Emil Kuh das höchste Prädikat: „Ich lege einigen Wert auf diese Märchen, da nach meiner Ansicht das Märchen als poetische Kunstform in unserer Literatur äußerst schwach vertreten ist und überdies die drei Sachen so recht aus dem Vollen geschrieben sind; sie entsprangen alle drei fast zugleich meiner Phantasie...“ Zu Brinkmann meinte er: „Ich glaube, daß das, was ich bisher geschrieben, von besonderer Güte ist, und daß ich mit diesen Märchen einen ganz besonderen Treffer gezogen …“ Zu seinem Freund Ludwig Pietsch schrieb er: „Dies Stück Poesie ist in glücklichen Stunden empfangen und geboren“. Das bezog sich auf „Die Regentrude“, eines der schönsten deutschen Kunstmärchen, die je geschrieben wurden.

Die Märchen „Bulemanns Haus“ und „Der Spiegel des Cyprianus“ vollendete er nach Rückkehr in seiner Husumer Heimat. Überzeugt meinte Storm an seinen Freund Brinkmann am 10.1.1866: „Mein Freund, diese Märchen werden in der deutschen Poesie lange leben; denn sie sind mit gesündester und hingebenster Umarmung mit der Muse gezeugt...“ Sie erinnern noch heute an den Dichter, der in Heiligenstadt schöpferisch tätig war.



Quelle: Allgemeiner Anzeiger vom 07.01.2004, tz – Bild: KI generiert



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