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Aus dem Archiv: Im Dienste der christlichen Kunst
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Dienstag 10 Dez 2024 ·  2:15
Tags: BickenriedeHülfensberg
„In diesen Wochen vor Ostern stehen religiöse Darstellungen und Leidensmotive wieder im Vordergrund der Betrachtung des gläubigen Gemütes. Besonders sind es auch die Kreuzweg-Stationen, die zur Besinnung und Andacht einladen. Es gibt im Eichsfeld derer noch viele. Oft sind sie von schlichter Hand eines Dorfbildhauers geschaffen, wie Bildhauermeister Josef Thor/Bickenriede einer gewesen ist. Im Jahre 1887 in seiner Luhne-Heimat geboren, erlernte der schon in frühester Jugend sehr begabte Thor das Handwerk eines Steinbildhauers. Noch vor zwei Jahrzehnten wirkte er in Bickenriede.

Es war wohl zunächst auch die Grabsteinkunst, die ihn zur Schaffung weiterer christlicher Monumente in Stein und auch in Beton anregte. So gestaltete er sein Leben in schöpferischer Arbeit im Dienste der christlichen Kunst. Sein erstes Werk war 1932 die überlebensgroße Plastik an der Schule zu Heyerode. Für die Altenheimstätte Kloster Zella schuf er an der Friedabrücke den „Brückenheiligen J. Nepomuk“, ein großes Friedhofskreuz in Struth sowie in mehreren Eichsfeldgemeinden Figuren und Skulpturen.

Weithin auf dem Eichsfeld wurde er bekannt durch seine Kreuzwegreliefs, geschaffen für den Hülfenberg-Kreuzweg und für die Stationen seines Heimat-Kreuzweges in Bickenriede. Die Anregung zu letzterem ging von der Bickenrieder Pfarrgemeinde aus. Pfarrer N. Görich schreibt in seiner Chronik von Bickenriede: „Die zur Feldkapelle führenden steinernen Stationsgehäuse sind im Jahre 1818 von allen hiesigen Bauern ,ohne Ausnahme' opferfreudig aus den Heiligenstädter Steinbrüchen bezogen und in freien Fuhren geholt worden. Für Bearbeitung der Sandstein-Stationen taten sich bei jeder Station zwei bis drei Familien zusammen.

Die ersten Stationsbilder stammten aus dem nahen Kloster Anrode. Im Jahre 1852 weihte Kommissarius Zehrt den ersten Stationsweg; die zweite erfolgte 1870 durch einen Franziskaner. Gemälde auf Zinkblech wurden 1929/30 geschaffen. Nach und nach hatte sie der Zahn der Zeit zerstört. Nun ging man an die Schaffung des jetzigen Kreuzweges. Die Steinblöcke sind aus Oberdordaer Muschelkalk - die Entwürfe zu den Relief-Steinbildwerken fertigte Kirchenmaler Josef Richwien (Lengenfeld u. Stein). Unermüdlich hat Bildhauermeister Josef Thor Hammer und Meißel geschwungen und 1962 im Mai war das Werk vollendet. Einfach und schlicht – kein Relief zeigt mehr als drei Personen und ohne Beschriftung - haben beide Gestalter die Leidensmotive zur Schau gestellt. Der längst verewigte Bildhauermeister Josef Thor hat mit dieser Andachtsstätte sich und der Pfarrgemeinde ein bleibendes Denkmal gesetzt.“



Quelle: Thüringer Tageblatt vom 24.03.1984, V. H. - Bild: Kreuzwegstation auf dem Hülfensberg © Thomas Schuster



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