Aus dem Archiv: Himmelfahrt 1923

Veröffentlicht von Thomas Schuster in Zeitgeschehen · Donnerstag 29 Mai 2025 · 1:45
Tags: Himmelfahrt

„Ein großer Dreiklang ist es, den uns die christlichen Frühlingsfeiertage bringen; ein starker innerer Zusammenhang führt von Ostern auf Pfingsten über Himmelfahrt hin. Künden sie doch im Grunde uns die Hoheit und den Sieg des Geistes über alle Erdenschwere. Nicht Tod und Tiefe kann ihn halten; er ist aus himmlischer Heimat und immer bleibt sie auch sein Ziel. Er ist ein ewiges Hinab und Hinauf, ein Hinüber und Herüberfluten göttlichen Lichtes zwischen der Fülle des Seins und unsrer dunklen, kalten Welt.

Ob uns nicht solche innere Frühlingsbotschaft gerade in unseren Tagen viel zu künden hat? Da draußen grünt und blüht die Natur um uns vieltausendfältig und Menschenscharen strömen hinaus, die junge Schönheit zu schauen, an Herz und Sinnen sich zu erfreuen. Daß wir darob die innere Einkehr nicht vergäßen! Schwer muß des Volkes Not von innen und von außen uns auf der Seele liegen, und wenig Hoffnung auf einen Wandel zum Besseren will auskeimen. Soll uns Verzweiflung packen oder wollen wir mit dahintreiben im breiten Strom der bloßen Selbstsucht, des gewissenlosen Gewinnens und Genießens? Da wollen die christlichen Feiertage uns immer wieder ernste Mahnung bringen. Vergeßt nicht die Werte, die in der Seele sprießen, feiert mit in innerlicher Besinnung, was alte Frömmigkeit schon tief empfand und zu anschaulicher, eindrucksvoller Gestaltung brachte: Wie im gottgesandten Jesus Christus unsere Rettung beschlossen liegt; himmelwärts ging seine Bahn, auf daß wir Himmelwanderer werden. In Gott allein findet unsere Seele Ruh, dort quillt uns immer aufs neue Kraft und Mut, damit wir rechte Frühlingsmenschen in unserm tiefsten Herzen werden.“

Studienrat Männel, Rudolstadt.

Quelle: Evangelisches Kirchenblatt für den Kirchenkreis Altenburger Land Mai 1923 – Bild: Christi Himmelfahrt – Zeichnung in der Heiligenstädter Marienkirche 2014 © Thomas Schuster Heiligenstadt