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Aus dem Archiv: Ein Hobby besonderer Art
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Heiligenstadt · Sonntag 10 Nov 2024 ·  2:30
Tags: HerbertVogeley
"Daß der Tischlermeister Herbert Vogeley aus Heiligenstadt eine ganze Menge von seinem Fach versteht und zudem recht talentiert im Schnitzen von Madonnen, anderen Plastiken und Kruzifixen sowie in der Ausführung von Intarsienarbeiten ist, weiß man nicht nur im Krankenhaus St. Vincenz, für das er ausschließlich seine Handwerkerleistungen ausführt, und in seiner Nachbarschaft in der Windischen Gasse. Weniger bekannt — und vor einigen Wochen durch eine Sonderausstellung im Eichsfelder Heimatmuseum in Heiligenstadt breiteren Kreisen erst publik geworden — dürfte sein, daß sich der 46jährige in seiner Freizeit mit einem ausgefallenen Hobby beschäftigt: der Herstellung von Zinnfiguren-Dioramen. „Vor rund acht Jahren bekam ich einige bemalte Zinnfiguren geschenkt", erklärte uns Herbert Vogeley bei unserem Besuch. „Und über die Beschäftigung mit der Geschichte des Zinnfigurengießens, das Lesen von Fachlektüre sowie Gespräche mit Zinnfigurensammlern und Dioramen-Bauern fand ich Interesse daran, mich selbst in der Herstellung von Zinnfiguren-Schaubildern zu versuchen. So kam ich zu dieser Freizeitleidenschaft, die mir bis heute viel Freude bereitet.“

Zinnfiguren-Dioramen zu basteln, dazu bedarf es viel Fingerfertigkeit, Geschicklichkeit, Ausdauer, eines großen Zeitaufwandes und nicht minder gediegener Kenntnisse in Geschichte, Heraldik und Kostümkunde. Herbert Vogeley bekommt die Zinnfiguren als blanke Rohlinge, die abgefeilt, entgratet und je nach der darzustellenden Szene originalgetreu bemalt werden müssen. Dies ist jedoch erst ein Teil der aufwendigen Arbeit. Aus Sperrholzresten, Hartfaser, Schlemmkreide und Gips wird dann der Szenenhintergrund für die in der Regel drei Zentimeter großen Zinnfiguren „geformt”. Beides, Figurengruppen und Diorama, werden dann zu einem Ensemble vereint, das in einem ansehnlichen Schaubild in Miniatur ein bestimmtes Thema widerspiegelt. Herbert Vogeley konzentriert sich dabei vor allem auf die Darstellung von historischen Ereignissen aus der Zeit des Mittelalters, aber auch späterer Epochen. Zehn Zinnfiguren-Dioramen baute er bisher, die u a. den „Gang Heinrich IV. nach Canossa“, den Übergang Napoleons über den großen St. Bernhard, den Überfall von Kaufleuten durch Raubritter, mittelalterliche Marktszenen, ein Zille-Milieu und anderes mehr zeigen. All diese Arbeiten verdeutlichen welch ersinnliches Talent Herbert Vogeley — er stellte übrigens auch schon in Nordhausen und Sondershausen aus — in der farblichen Gestaltung der Zinnfiguren und beim Bau von Zinnfiguren-Dioramen entwickelt.



Foto: Der Heiligenstädter Tischlermeister Herbert Vogeley gehört zu der Gemeinde der rund 2.000  Kulturbundmitglieder unserer Republik, die sich in ihrer Freizeit mit dem Sammeln und Gestalten von Zinnfiguren beschäftigen. Dabei widmet er sich vor allem dem Bau von Zinnfiguren-Dioramen. Der 46jährige dürfte auf dem Eichsfeld der einzige sein, der Zinnfiguren-Dioramen baut. Seine im Rahmen einer Sonderausstellung im Heiligenstädter Heimatmuseum gezeigten Arbeiten fanden eine große Resonanz.

Quelle: Thüringer Tageblatt 3. August 1982, E.B. – Foto: Beck


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