Aus dem Archiv: Die Zahl der Frauen überwog in den Eichsfelder Städten und Dörfern
"Den Ausgaben des Worbiser Kreisblattes vom 2.5.1873 und 18.1.1896 kann man die Angaben über die Volkszählungen von 1.12.1871 und 1.12.1895 entnehmen. Der Kreis Worbis hatte am 1. Dezember 1871 insgesamt 7054 Wohngebäude. Von den 9268 Haushalten bestanden 344 nur aus einer Person. Von den 39 883 gezählten Bewohnern waren 18 244 männlich und 21 639 weiblich. Es lebten damals im Kreis Worbis also 3395 mehr Frauen als Männer. Unter zehn Jahre alt waren rund 10 000, unter den Einwohnern über zehn Jahre gab es 2300 Analphabeten. Diese Zahlen betrafen die Personen, die sich am Ort befanden. Nicht anwesend waren 4566 Bürger des Kreises.
Der größte Ort war damals Niederorschel mit 1970 Einwohnern, es folgen Worbis mit 1939, Breitenworbis mit 1904 anwesensenden Personen. Mehr als 1200 Einwohner hatten nur Bernterode, Haynrode, Gernrode, Kirchworbis und Leinefelde, mehr als 1000 Beuren, Birkungen, Großbodungen, Breitenbach, Hundeshagen, Hüpstedt und Weißenborn.
Ähnlich waren die Zahlen der Volkszählung im Jahre 1895. Diesmal wurden nur die ortsanwesenden Personen erfaßt, über die Abwesenden wurden keine Angaben gemacht. Bewohnte Häuser gab es 7523. 9160 Haushalte wurden gezählt, davon 8662 Familien, 498 waren Einpersonenhaushalte. Auch hier überstieg die Zahl der Frauen die der Männer um 4356, gezählt wurden nämlich insgesamt 41 406, fast 2000 mehr als 1871, davon 22 881 männlich und 18 525 weiblich.
Während die erstgenannte Zählung noch keinen Ort über 2000 Einwohner registrierte, waren es diesmal in Worbis 2003, Breitenworbis 2072 und in Niederorschel 2190. Von 1219 auf 1676 war die Bewohnerzahl Leinefeldes in den wenigen Jahren gestiegen, größere Orte waren Bernterode (1300), Deuna (1263), Gernrode (1312) und Kirchworbis (1486). Die 1000er Grenze hatten außerdem überschritten Beuren, Birkungen, Breitenbach, Großbodungen, Haynrode, Hundeshagen, Hüpstedt und Weißenborn.
Interessant ist der Vergleich der weiblichen und männlichen Bevölkerung. Bei beiden Zählungen überwog der Anteil der Frauen beträchtlich. Die Ursachen dürften darin zu suchen sein, daß viele Männer hier keine Arbeitsmöglichkeiten fanden und in der Fremde ihren Broterwerb suchten. Viele von ihnen, die keine Familie hier zurückließen, kehrten nicht wieder in ihre Heimatorte zurück.
Bleibt noch zu erwähnen, daß zum Kreis Worbis - die damaligen Kreisgrenzen waren nicht in jedem Fall mit den heutigen identisch - neben der Kreisstadt noch 50 Gemeinden und 21 Gutsbezirke, die extra gezählt wurden gehörten."

Quelle: Thüringer Allgemeine 1990-19 Hermann Geburzy – Bild: Niederorschel in den 1930er Jahren – Fundus Franz Bader