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Aus dem Archiv: Die Menschen erfroren auf den Pferden
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Sonntag 01 Dez 2024 ·  2:15
Tags: WetterWinterKlimaKälte
„Alte Quellen bestätigen uns, daß rein wettermäßig in unseren so gemäßigten Breiten nahezu alles möglich ist, was ein Winter so zu bieten hat. Alte Chroniken berichten: Im Jahre 1142 währte ein kalter Winter ohne Aufhören acht Monate lang, von Oktober bis Pfingsten im Juni. Im Jahre 1205 ist während der kalten Wintermonate das Bier in den Kellern gefroren. 1408 war ein besonders harter Winter, der eine so starke Kälte mit sich brachte, daß die Menschen auf den Pferden und Wagen erfroren sind. Alte Schriften berichten, daß sich ab 1430 kalte Winter mehren. So lagen 1442/43 alle Seen 81 Tage lang unter einer Eisdecke.

In den Jahren 1460 und 1573 war die mittlere Ostsee so fest gefroren, daß ein direkter Verkehr zwischen der estnischen und schwedischen Küste über das Eis möglich war. Die strengsten und längsten Winter unserer Wettergeschichte brachten die Jahre 1607/08 und 1739/40. Im ersten waren alle Flüsse monatelang zugefroren, und noch Anfang Mai konnten die Kinder auf der Weichsel mit Schlittschuhen laufen.

Auch im Januar 1609 setzte so große Kälte ein, daß die Wölfe vor Hunger bis an die Bauernhöfe kamen und großen Schaden anrichteten. Anno 1655 war im Winter die Elbe 4 ½ Monate zugefroren. 1729 begann die Winterstrenge bereits im Oktober. 1785 waren die Schneemassen über 1,50 Meter hoch. Die Folge war ein gefährliches Hochwasser Mitte April. 1795 fiel zu Weihnachten in Berlin so viel Schnee, daß die Stadt nahezu begraben wurde. Unter den Linden brachen unter der Schneelast unzählige Äste ab. Im darauffolgenden März wurden noch minus 20 Grad gemessen. Sehr kalte Winter gab es auch 1890 und 1894.

Im Gegensatz dazu heißt es: Im Januar 1186 blühten die Bäume, im Mai war das Getreide reif, im  August die Trauben. 1289 badeten die Knaben Mitte Dezember in den Flüssen, im Januar 1290 brüteten zu Jahresbeginn die Vögel, die Rebstöcke blühten und man fand reife Erdbeeren. Frühlingshaft durch den Winter soll es auch anno 1229 und 1241 gegangen sein. Im Jahre 1287 hatten sich bald nach Weihnachten die Bäume neu belaubt. Es gab sogar Jahre,in denen es überhaupt keinen Winter gab. Das soll 1807 und 1816 der Fall gewesen sein. Der kälteste Winter unseres Jahrhunderts fällt auf 1939/40, der mildeste auf 1974/75.“

Quelle: Thüringer Tageblatt 27.2.85, Andreas Geithner – Bild: Duderstadt am Wall um 1930


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