Aus dem Archiv: Die Hasenburg
„Ungefähr eine halbe Stunde südöstlich des Marktfleckens Großbodungen und ebensoweit vom Dorfe Hainrode, dem alten Rittersitze derer von Bültzingsleben, entfernt, erhebt sich zwischen den Dörfern Wallrode und Buhla ein isoliert aus der Ebene emporsteigender teilweise bewaldeter Berg und Felsen, welcher im Munde des Volkes „die Hasenburg“ genannt wird. Nur mit Mühe kann die steile Höhe von der östlichen Seite erstiegen werden. Obwohl dort nirgends eine Spur von Gemäuer zu finden ist, so deuten doch die mit einem Graben umgebenen Rundwälle unzweifelhaft darauf hin, daß einst auf dieser Bergeshöbe eine Burg, wenn auch nur eine Wallburg, gestanden hat. Aus der ungeheueren Menge von Altertumsgegenständen, welche in der teilweise mit Asche und Schlacke vermischten schwarzen Erde und in den durch Feuerbrand gehärteten Lehmschichten gefunden worden sind, ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß hier in altheidnischer Zeit eine bedeutende Opferstätte gewesen ist. Solche Orte aber waren es vornehmlich, auf welchen in späterer Zeit alte Befestigungen errichtet wurden.
Viele Sagen knüpfen sich an diesen alten Berg; urkundlich ist aber über die vielen Erzählungen nichts bekannt geworden, so daß die Geschichte der „Hasenburg“ oder richtiger „Asenburg“ in ewiges Dunkel gehüllt ist. Der alte, sagenhafte Berg ist dann in den Besitz der Familie von Bültzingsleben gelangt, in welchem sich derselbe noch jetzt befindet. Wenn nun auch die Stätte öde und leer ist, woselbst einst Opferbrände loderten, wo einst eine Feste gestanden, so werden wir doch reichlich entschädigt durch die herrliche und großartige Um- und Fernsicht, welche man von dort oben genießt und welche zu einer der schönsten in Norddeutschland gerechnet werden kann.“
Quelle: Max von Westernhagen: „Geschichte der Familie von Westernhagen auf dem Eichsfelde“ – 1909 (Reprint 2003) – Bild: Das Kammertor der Hasenburg 2019 © Thomas Schuster Heiligenstadt - 0421