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Aus dem Archiv: Die Harburg
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Samstag 06 Jul 2024
Tags: Harburg
„Von dieser Burg, welche in der Eichsfeldischen Geschichte in alter Zeit eine so bedeutende Rolle gespielt hat, ist wenig oder fast nichts mehr zu sehen. Nur eine einzige Mauer mit kleinen Fensteröffnungen, altes Steingeröll, versteckt im Gebüsch, Gräben, Erhöhungen und Vertiefungen, das ist alles, was von dem einstigen festen Schlosse übrig geblieben ist. Dasselbe, Harburg oder Horburg genannt, lag auf einem jetzt dicht mit Wald bedeckten 1409 Fuß hohen Berge zwischen den Marktflecken Großbodungen und Breitenworbis, in der Nähe der Eisenbahn Nordhausen--Leinefelde. Wie vermutet wird, ist die Harburg im grauen Altertume von den Wenden, welche diese Gegend bewohnten, erbaut worden. Sie lag in dem alten Gau „Ohmfeld“.

Die ersten Nachrichten besagen, daß sie in Händen der Grafen von Lohra gewesen ist, welche außerdem das Schloß Bodenstein und viele andere Besitzungen inne hatten. Es wird berichtet, daß von diesen das Schloß mit allen dazu gehörigen Gütern und dem Kloster Gerode an den Erzbischof Adalbert I. von Mainz, welcher von 1111 bis 1137 regierte, verschenkt worden sei. Es würde dies in dieselbe Zeit fallen, in welcher das Schloß Westernhagen von Thilo de Indagine (Hagen), um das Jahr 1125 erbaut sein soll, welcher sich der besonderen Gunst dieses Erzbischofs erfreute. Zur Zeit des Interregnums wurde die Burg stark befestigt, so daß sie, ebenso wie die nicht sehr weit davon gelegene „Hasenburg“ zu den mächtigsten Burgen des Eichsfeldes gehörte. In der folgenden Zeit sehen wir die Burg im Besitze verschiedener Rittergeschlechter, bis sie um das Jahr 1373 wieder an Kurmainz zurückkam. Kurfürst Adolf von Nassau, 1381-1390, verpfändete die Harburg im Jahre 1381 an Siegfried von Bültzingslöwen, dessen Nachkommen im Besitze derselben blieben bis zum Jahre 1574.

In einer großen Anzahl von Urkunden des Eichsfeldes werden die von Bültzingsleben gleichzeitig mit den von Westernhagen genannt. In der Urkunde vom 8. März 1283 war Sifridus de Butslingesleve unter den Zeugen, als Hugo de Marche den größten Teil seiner Güter in Teistungen an Conradus et Hermannus de Indagine verkaufte. 1373 war Siegfried von Bültzingsleben gleichzeitig mit Heinrich und Borchardt von Westerhayn unter den Rittern der goldenen Mark, welche sich auf der Dahlwiese (Halewiese) bei Duderstadt zur Besprechung über einen Feldzugsplan zusammenfanden.

1376, am Sonntag nach Lichtmeß, war derselbe Siegfried von Bültzingslöwen mit Dietrich und Burkard von Hagen (Westernhagen) auf dem Turnier zu Göttingen, welches der Herzog Otto von der Leine (der Quade) veranlaßt hatte.

1384, Sonntag vor Mariä Geburt, waren Siegfried, Curd und Reyneke von Bultzingensleven zu gleicher Zeit mit Hans, Hermann und Bertold von dem Westernhagen unter den Rittern des Eichsfeldischen Adels, welche sich zu gegenseitigem Frieden und Beistand mit den Städten Duderstadt und Heiligenstadt verbanden.

1525 im Bauernkriege wurde die Harburg gleichzeitig mit der Burg Westernhagen geplündert, zerstört und ausgebrannt. Nachdem der Kurfürst Daniel von Mainz am 25. Juni 1574 die Harburg und die verpfändeten Ämter wieder eingelöst hatte, zogen die von Bültzingsleben, da überhaupt die Gebäude der Burg durch den Brand im Bauernkriege sehr beschädigt waren, auf ihre in der Nähe gelegenen Rittersize, namentlich nach Haynrode. Auch in der folgenden Zeit sind die von Westernhagen mit den von Bültzingsleben ununterbrochen in Verbindung geblieben; um so mehr, als sie auch vielfach durch Heirat miteinander verschwägert waren.“

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Quelle: Max von Westernhagen: „Geschichte der Familie von Westernhagen auf dem Eichsfelde“ – 1909 (Reprint 2003) – Bild: Harburg 1994 © Thomas Schuster Heiligenstadt


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