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Aus dem Archiv: Der alte Hanstein
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Samstag 20 Jul 2024
Tags: HansteinRimbach
„Die Ruine des „alten Hanstein“ kann wohl zu einer der schönsten von ganz Deutschland gerechnet werden. Kein Wunder, wenn diese alte Burg daher jährlich von Tausenden von Menschen besucht wird, welche sich an der herrlichen Aussicht erfreuen Namentlich zur Pfingstzeit, wenn alles grünt und sproßt und blüht am Bergeshang, zeigt sie sich in ihrem schönsten Schmucke, und die frohen Lieder der Musensöhne aus der nahen Universitätsstadt Göttingen von Lenz und Liebe und von längst er stolzer Ritterzeit erschallen weit hinweg über lachende Fluren und hinab ins Tal, wo der Werra Silberhand sich schlängelt.

Wie von Schriftstellern berichtet wird, hat in ältester Zeit, bereits um das Jahr 900, am Fuße des Berges, auf welchem jetzt die schöne Ruine des alten Hanstein kühn in die Lüfte ragt, und zwar da, wo sich das Hansteinsche Dorf Bornhagen befindet, eine alte Wasserburg gestanden, welche den Namen „Hanstedihus“ führte. Zu Ende des elften Jahrhunderts gehörte diese alte Burg zu den Stammgütern des Grafen von Northeim, Herzogs von Bayern.

Im Jahre 1070 wurde dieselbe durch Kaiser Heinrich IV. eingenommen und zerstört. Wieder aufgebaut, sehen wir sie dann im Besitze des Herzogs Heinrich des Löwen; dann kam sie an Kaiser Otto IV. (1198-1218), von welchem sie an die Erzbischöfe von Mainz überging. Das Erzstift blieb im ungestörten Besitz der alten Burg Hanstedihus und besetzte dieselbe mit Burgmännern aus dem Geschlechte derer von Hanstein, welche ebenfalls lange Zeit hindurch als erbliche Vizedome der Erzbischöfe von Mainz auf dem festen Schlosse Rusteberc oder Rusteberg saßen. Diese waren im Laufe der Zeit so übermächtig geworden, daß der Erzbischof Gerhard I. von Mainz, um sich den Besitz der Schlösser Hanstein und Rusteberg zu sichern, genötigt wurde, mit den Vizedomen Heidenricus und Heinricus de Rusteberc (Hanstein) einen diesbezüglichen Vertrag abzuschließen. Näheres hierüber siehe Artikel über das Schloß Rusteberg (1258).

Im Jahre 1308 war das Schloß Hanstein derartig baufällig, daß es entweder seinem Schicksale überlassen oder ganz neu aufgebaut werden mußte. Die damaligen Burgmänner Heinrich und Lippold von Hanstein erboten sich daher im Jahre 1308, Oktober 4., unter gewissen Bedingungen zum Wiederaufbau des Schlosses auf einer in der Nähe gelegenen Stelle bereit, und so entstand auf der Bergeshöhe oberhalb der alten Wasserburg bei Bornhagen das feste Schloß Hanstein.

Die Burgherren bedungen sich aus:

1. Immerwährend Vögte und Burgmänner auf dem Schlosse zu sein,
2. Die Wächter und Turmhüter sollten zwar dem Landesherrn, dem Erzbischofe von Mainz, huldigen, aber auch den von Hanstein Treue schwören.
3. Der Erzbischof solle zur Unterhaltung der Burg jährlich 10 Mark beisteuern.
4. Wenn das Geschlecht derer von Hanstein ausstürbe, sollte die Burg dem Kurfürsten anheimfallen. Zum Schluß verpflichteten sich die von Hanstein durch einen Eidschwur, ihr Versprechen zu halten und stellten eine große Anzahl von Rittern als Bürgen.

Im Jahre 1363, Juni 6. (Heiligenstadt), erneuerte Gerlach, Erzbischof von Mainz, den Vertrag, welchen sein Borgänger, Erzbischof Peter, im Jahre 1308 mit den Gebrüdern von Hanstein über das Schloß Hanstein abgeschlossen hatte. Die von Hanstein übernahmen die in diesem Vertrage von ihren Vettern übernommenen Verpflichtungen von neuem, beschworen sie und bestellten für Haltung ihres eidlichen Gelöbnisses Zeugen und Bürgen. Unter denselben befand sich „Henrich von Westernhagen“.

1526, Mai 17. unterschrieben die Gebrüder Lippold und Curt von Hanstein den Burgfrieden, welchen alle von Hanstein geschlossen und zu Gott und den Heiligen beschworen haben, „in und umb ihr Schloß Hanstein zu halten“. - Derselbe enthielt 28 verschiedene Punkte. Unter Nr. 27 wird die Bestimmung getroffen, daß für Caspar von Hanstein und seine Vettern „Tilo von Westernhagen“ als Schiedsmann im Verein mit Joachim von Bodenstein bei Schlichtung von Streitigkeiten entscheiden solle. Im Bauernkriege 1525 ist die Burg Hanstein von den aufrührerischen Horden Münzers und Pfeifers verschont geblieben. Die vielfach im Volksmunde verbreitete Nachricht, daß die Ritter von Westernhagen aus ihrer eigenen Burg ausgezogen seien, um der durch die Bauern hart bedrängten Burg Hanstein zu Hilfe zu kommen, entbehrt des geschichtlichen Hintergrundes und dürfte daher in den Bereich der Fabel zu verweisen sein. Noch bis auf den heutigen Tag ist die gesamte Familie von Hanstein im Besitze der im Jahre 1308 erbauten Burg, mit welcher die von Hanstein 1574 Juli 19. vom Mainzer Stifte beliehen wurden, geblieben und kann mit berechtigtem Stolze auf eine tatenreiche Vergangenheit von vielen Jahrhunderten zurückblicken.“

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Quelle: Max von Westernhagen: „Geschichte der Familie von Westernhagen auf dem Eichsfelde“ – 1909 (Reprint 2003) – Bild: Hanstein 2023 © Thomas Schuster Heiligenstadt


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